Politik

Gefangenenlager Guantánamo Vier Häftlinge nach Europa

Sie gelten als "feindliche Kämpfer", nicht als Kriegsgefangene. Dementsprechend haben die Inhaftierten im Lager von Guantánamo weniger Rechte. Jetzt liefert die USA vier Gefangene an Staaten der Europäischen Union aus. Zwei werden wegen Terrorismusverdachts umgehend in Italien inhaftiert. Die beiden anderen kommen frei.

Muslimische Gefangene in Guantánamo beim Morgengebet.

Muslimische Gefangene in Guantánamo beim Morgengebet.

(Foto: REUTERS)

Der erste der Gefangenen, der Algerier Saber Lahmar traf nach mehr als sieben Jahren Haft in Guantánamo in Frankreich ein. Der 39-Jährige war im Herbst 2001 mit fünf anderen Algeriern in Bosnien unter dem Verdacht festgenommen worden, einen Anschlag auf die US-Botschaft in Sarajevo zu planen. Er gehörte zu den ersten Insassen des US-Gefangenenlagers auf Kuba. Lahmar sei von jedem Terrorverdacht freigesprochen worden, erklärte das Pariser Außenministerium. Frankreich werde alles für seine Integration tun und in den kommenden Wochen für seine Ruhe und Sicherheit sorgen. Ein mit Lahmar ausgeflogener Palästinenser wurde in Ungarn auf freien Fuß gesetzt.

Lahmars Anwalt warf den USA vor, der Algerier sei in Guantánamo auch dann noch unter unmenschlichen Bedingungen in Isolation gehalten worden, als ein US-Richter seine Haft als illegal bewertet habe. Vier von Lahmars fünf Schicksalsgefährten waren schon im Frühjahr freigekommen. Einer von ihnen, der Algerier Lakhdar Boumediene, wurde von Frankreich aufgenommen. Er war aber derart geschwächt, dass er umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Aus dem Lager ins Gefängnis

Italien nahm die Tunesier Mohammed Ben Riadh Nasri und Adel Ben Mabrouk auf. Ihnen wird vorgeworfen, Terroristen für den Krieg in Afghanistan und im Irak rekrutiert zu haben. Ben Mabrouk soll zudem Anschläge in Italien unter anderem auf den Dom und die Untergrundbahn von Mailand geplant haben. Beide Tunesier wurden laut italienischen Medien nach ihrer Ankunft in den Hochsicherheitstrakt des Mailänder Gefängnisses "San Vittore" gebracht. Nasrih sei noch am Abend von dem Mailänder Staatsanwalt Guido Salvini verhört worden. Italien hatte sich im Juni bereiterklärt, drei Guantánamo-Häftlinge aufzunehmen, gegen die auch in Italien ermittelt werde.

Derzeit werden noch rund 210 Muslime auf Guantánamo gefangen gehalten. Für Dutzende suchen die USA Aufnahmeländer; etwa 50 bis 60 sollen vor US-Zivilgerichte oder Militärsondergerichte gestellt werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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