Greenpeace abgewehrt Vier Verletzte
07.06.2007, 08:11 UhrSchlauchboote der Umweltorganisation Greenpeace sind am Donnerstagvormittag in die Sperrzone um den G8-Gipfel in Heiligendamm eingedrungen. Greenpeace wollte den Staats- und Regierungschefs eine Petition mit einem Aufruf zum Klimaschutz überreichen, sagte ein Sprecher. Als Polizeischiffe die Boote mit zum Teil riskanten Manövern stoppten, wurden nach Greenpeace-Angaben vier Personen verletzt. Drei seien leicht verletzt, einer befinde sich noch im Krankenhaus, sagte Greenpeace-Sprecher Jörg Feddern am Nachmittag bei n-tv. Die Umweltorganisation sprach von insgesamt elf Booten, die in die Sperrzone eingefahren seien. Die Polizei konnte zunächst keine detaillierten Angaben machen.
Live-Bilder aus der Luft waren auf Monitoren im G8-Pressezentrum in Kühlungsborn zu verfolgen, die Aktion war teilweise auch vom Balkon des Medienzentrums zu sehen. Zunächst waren zwei Greenpeace-Boote zu erkennen, die die Polizei mit Schnellbooten und mehreren eigenen Schlauchbooten abdrängte. Nach einer etwa zehn Minuten langen Verfolgungsjagd wurden die beiden Greenpeace-Boote bei Kühlungsborn abgefangen. Die Polizei fuhr Kollisionskurs und rammte eines der Boote, so dass mehrere Greenpeace-Mitglieder bei hohem Tempo über Bord gingen.
Erneut Wasserwerfer
Die Polizei ist abermals mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen. Beim Sicherheitszaun am Kontrollpunkt Hinter Bollhagen setzte die Polizei Wasserwerfer gegen rund 1000 Demonstranten ein. Die Ordnungskräfte hatten zuvor mit massivem Vorgehen eine Straßenblockade und eine Versammlung auf einem offenen Feld unterbunden, wie ein dpa-Reporter berichtete. Mehrere der Demonstranten haben sich vermummt. Eine Demonstrantin wurde verletzt und wurde von Sanitätern behandelt.
Währenddessen sind am Kontrollpunkt Galopprennbahn mehrere hundert Blockierer direkt bis zum Sicherheitszaun rund um Heiligendamm vorgegangen. Die Polizei verstärkt dort ihre Präsenz. Auch bei einer Blockade bei Steffenshagen mit rund 2000 Demonstranten sind die Polizisten dazu übergegangen, sie unter Einsatz von Wasserwerfern aufzulösen.
Kartoffeln mit Nägeln
Unterdessen rechnet die Polizei für den zweiten Gipfeltag mit zahlreichen, auch militanten Aktionen von Globalisierungskritikern. Die Polizei habe Hinweise darauf, dass sich gewaltbereite Demonstranten mit Kartoffeln bewaffneten, die mit Nägeln gespickt seien, sagte ein Polizeisprecher. Ferner sei der Einsatz von Rauch- und Brandbomben geplant. Massenblockaden oder dezentrale Blockaden und die Behinderung des öffentlichen Nahverkehrs würden von G8-Gegnern vorbereitet. Die Polizei rechne ferner mit diversen Ablenkungsmanövern, um Polizeikräfte zu binden.
Festnahmen in der Nacht
In der Nacht zum Donnerstag wurden nach Polizeiangaben insgesamt rund 300 Demonstranten festgenommen. Allein 100 Personen seien am Morgen bei einer Blockade der Bundesstraße B 105 nahe Bartenshagen in Gewahrsam genommen worden, teilte die G8-Polizeidirektion Kavala mit. Die Festgenommenen seien in Gefangenensammelstellen gebracht worden. Ob sie dort weiter festgehalten würden, konnte ein Sprecher nicht sagen. Wie die Polizei weiter mitteilte, brannte am Morgen auf einer Straße bei Kühlungsborn eine Barrikade. Das Feuer sei gelöscht worden. Der Zwischenfall sei "nicht dramatisch" gewesen, sagte ein Sprecher. Polizeiführer Knut Abramowski sagte, er setze nach wie vor auf die "bewährte Strategie der Deeskalation". Die Polizeibeamten gingen weiterhin mit Augenmaß vor.
"Molli" dampft nicht mehr
Nach einer erneuten Besetzung von Schienen ist der Transport von Journalisten mit der Dampfeisenbahn "Molli" zum G8-Gipfel wieder eingestellt worden. Auf den Gleisen befänden sich etwa 1500 Blockierer, teilte ein Polizeisprecher mit. Nachdem die Bahn bereits am Mittwoch blockiert worden war, hatte sie am Donnerstagmorgen zunächst wieder verkehren können. Die Journalisten berichten vom benachbarten Kühlungsborn aus über den Gipfel und werden für einzelne Pressekonferenzen zum hermetisch abgeriegelten Tagungsort gebracht.
Polizei dementiert Undercover-Agent
Die Polizei hat Berichte über einen von Demonstranten in den Reihen der G8-Gegner enttarnten Zivilpolizisten zurückgewiesen. Bei dem Mann handele es sich nicht um einen Polizeibeamten, sagte der Sprecher G8-Polizeidirektion Kavala, Axel Falkenberg.
Nach Angaben der Kampagne Block-G8 und von Move against G8 hatten Demonstranten nahe dem Kontrollpunkt Galopprennbahn am Sicherheitszaun um Heiligendamm einen Mitstreiter als Polizisten "enttarnt". "Solche Geschichten werden in die Welt gesetzt, um ein bestimmtes Bild von der Polizei zu verbreiten", so Falkenberg. Nach Beobachtung eines dpa-Korrespondenten in unmittelbarer Nähe wurde der Mann von Demonstranten geschlagen, bevor er von einem anwaltlichen Notdienst in Sicherheit gebracht wurde.
Sachsen-Anhalt schickte weitere 230 Polizisten zur Absicherung des G8-Gipfels nach Heiligendamm. Die beiden Einsatzhundertschaften seien am Mittwochabend und am Donnerstagmorgen Richtung Küste gestartet, sagte Uwe Petermann von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Es handele sich um Beamte aus allen Polizeidirektionen des Landes, die zur so genannten Einsatzreserve gehören.
Quelle: ntv.de