Die russische Polizei hat den stellvertretenden Finanzminister Sergej Stortschak festgenommen. Gegen den Politiker werde möglicherweise wegen krimineller Vergehen ermittelt, teilte das Finanzministerium am Freitagabend mit. Derzeit liege dem Ministerium keine Erklärung der Strafverfolger über die näheren Umstände vor.

Stortschak ist verantwortlich für die Schuldenpolitik Russlands. Ihm untersteht ein Stabilisierungsfonds im Volumen von 148 Milliarden Dollar. Er hatte unter anderem die Rückzahlung russischer Schulden an die internationalen Geldgeber im "Pariser Club" verhandelt, die 2006 abgeschlossen worden waren.

Aus Kreisen, die Stortschaks einflussreichem Chef, Finanzminister Alexej Kudrin, nahestehen, hieß es, man könne nicht ausschließen, dass die Verhaftung mit einer Kampagne gegen Kudrin im Vorfeld der Parlamentswahl vom Dezember im Zusammenhang stehe. Präsident Wladimir Putin hatte Kudrin, der zu den liberalen Kräften in der russischen Regierung gezählt wird, jüngst in den Rang des stellvertretenden Ministerpräsidenten gehoben. Den ebenfalls liberalen Wirtschaftsminister German Gref hatte Putin dagegen entlassen.

Am Freitag hätte Stortschak eigentlich gemeinsam mit Kudrin an einer Sitzung der Finanzminister der 20 größten Länder in Südafrika teilnehmen sollen.

Putin hatte vor kurzem überraschend wenige Monate vor der Präsidentenwahl einen neuen Regierungschef eingesetzt. Dies löste heftige Spekulationen darüber aus, wem der populäre Staatschef den Weg zu seiner Nachfolge bereiten wird.