Treffen des Nahost-Quartetts Von Gefechten überschattet
02.02.2007, 08:21 UhrIm Bruderkampf der verfeindeten Palästinensergruppen Hamas und Fatah sind bei den bislang blutigsten Gefechten im Gazastreifen mindestens 25 Menschen getötet worden. Die Kämpfe überschatteten einen neuen Versuch des Nahost-Quartetts, den Friedensprozess im Nahen Osten voranzubringen. Nach dem erneuten Bruch der Waffenruhe lieferten sich Fatah- und Hamaskämpfer am Freitag an mehreren Brennpunkten im Gazastreifen tödliche Schießereien, bei denen laut Augenzeugenberichten auch Panzerfäuste und Mörser eingesetzt wurden. In der Nacht waren die zum Umfeld der Hamas gehörende Islamische Universität und ein Ausbildungslager der Fatah in Brand gesetzt worden.
Der innerpalästinensische Konflikt überschattet Bemühungen der USA, der UN, der EU und Russlands, den Friedensprozess im Rahmen des so genannten Nahost-Quartetts wieder in Gang zu bringen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich in Washington vor Beginn des Treffens des Nahost-Quartetts für regelmäßige Zusammenkünfte der vier Parteien aus. Er werde sich dafür einsetzen, dass dies keine "Eintagsveranstaltung" bleibe. In einem bilateralen Gespräch kamen US-Außenministerin Condoleezza Rice und Steinmeier überein, dass Washington und die EU im Rahmen des Nahost-Quartetts nach Wegen zur Bildung eines unabhängigen Palästinenser-Staates suchen wollten. Steinmeier erklärte, dafür müsse ein politischer Rahmen beschrieben werden. Steinmeier nimmt an dem Treffen in seiner Funktion als amtierender EU-Ratsvorsitzender teil.
Unter den Todesopfern seit Donnerstagabend im Gazastreifen seien drei Kinder und mehrere weitere Zivilisten, wurde aus Krankenhäusern mitgeteilt. Die Mehrzahl der Getöteten gehöre aber den Polizeikräften unter Kontrolle der Fatah von Palästinenserpräsident Abbas an. Mehr als 200 Palästinenser wurden bei den Kämpfen verletzt, viele von ihnen schwer. Vertreter der Konfliktparteien bemühten sich bis zum Abend, eine am Dienstag vereinbarte Waffenruhe wieder durchzusetzen.
Die von den beiden Palästinensergruppen vereinbarte Waffenruhe war am Vorabend zusammengebrochen, nachdem Kämpfer der radikal-islamischen Hamas einen von der Präsidialgarde eskortierten Konvoi angegriffen hatten. Unterdessen bestritt die Hamas frühere Berichte, wonach Fatah-Kämpfer bei dem Sturm auf die Islamische Universität mehrere iranische Waffenexperten festgenommen haben. Die Hamas erklärte, es gebe keine Iraner an der Universität. Die Hochschule ist eine Hochburg der Hamas. Kräfte der Fatah hatten den Gebäudekomplex in der Nacht vorübergehend besetzt und dort Waffen sichergestellt.
Im Westjordanland töteten israelische Soldaten am Freitag zwei palästinensische Sicherheitskräfte in der Nähe von Ramallah, wie die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete. Die beiden Palästinenser seien bei einer israelischen Razzia in der Stadt Betunia getötet worden. Nach israelischen Berichten räumte die Armee später ein, es habe sich um ein "Missverständnis" gehandelt.
Neue Hoffnung auf neue Waffenruhe
Am Freitagabend keimte neue Hoffnung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen auf, als erneut Vertreter der Fatah und der Hamas zu Gesprächen zusammenkamen und zum wiederholten Mal einen Waffenstillstand vereinbarten. Innerhalb der vergangenen Woche ist vier Mal ein Waffenstillstand verabredet worden.
Als die Delegation der Fatah den Ort der Gespräche mit der Hamas in einem Fahrzeugkonvoi verließ, geriet die Kolonne allerdings wieder in schweres Maschinengewehrfeuer, wie der Fernsehsender Al Dschasira berichtete. Zwei Leibwächter der Fatah-Politiker wurden dabei schwer verletzt.
Spätestens am kommenden Dienstag soll in Mekka in Saudi Arabien der nächste Waffenstillstand ausgehandelt werden. Präsidenten Mahmud Abbas hat die Einladung der Saudis zu einem palästinensisch-palästinensischen Gipfeltreffen zugesagt. Die beiden Hamasvertreter, Chaled Maschaal in Damaskus und Ismail Hanija im Gazastreifen haben auf die Einladung noch nicht reagiert.
Vor einer Woche scheiterte ein Gipfeltreffen zwischen Abbas und dem Auslandschef der Hamas in Damaskus. Ein geplantes Treffen zwischen Abbas und dem Hamas-Regierungschef Ismail Hanija im Gazastreifen musste kurzfristig abgesagt werden, als sprengstoffgefüllte Tunnel unter der Hauptstraße nach Gaza explodierten. Die Fatah verdächtigte die Hamas, die Autokolonne des Präsidenten in die Luft jagen zu wollen. Experten behaupteten, dass die Explosion so stark gewesen wäre, dass selbst der gepanzerte Mercedes von Abbas der Zerstörung nicht standgehalten hätte.
Quelle: ntv.de