Politik

Taj sollte gesprengt werden Vorbild 11. September

Die Attentäter von Bombay wollten nach Aussage eines festgenommenen Terroristen das Luxushotel "Taj Mahal" in die Luft sprengen. Wie die Zeitung "Times of India" berichtet, handelt es sich bei dem gefassten Terroristen um einen Pakistaner aus Faridkot.

Der 21 Jahre alte Azam Amir Kasav habe der Polizei bei seiner Vernehmung demnach gesagt, das historische Gebäude, das als ein Wahrzeichen der westindischen Finanzmetropole gilt, sollte in Schutt und Asche gelegt werden. Wie der Sender NDTV unter Berufung auf Behörden berichtete, hat Kasay zugegeben, zur muslimischen Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba (Armee der Reinen) zu gehören. Die zehn Terroristen waren demnach zwischen 18 und 28 Jahre alt und kamen aus Karachi.

Zusammen mit einem Komplizen soll Kasav in der Nacht zum Donnerstag am Bahnhof der Stadt auf die Menschenmenge geschossen haben. Später sei er auf der Flucht in einem gestohlenen Auto von der Polizei gestoppt und bei einem Schusswechsel an der Hand verletzt worden, habe sich aber tot gestellt. Erst im Krankenhaus fiel auf, dass er atmete. Sein Komplize wurde von den Beamten erschossen.

Der Vize-Ministerpräsident des Bundesstaates Maharashtra, zu dem Bombay gehört, sagte, die Attentäter wollten Tausende von Menschen töten. "Wir haben dermaßen viel Munition bei ihnen gefunden - es ist offensichtlich, dass sie vorhatten, 5000 Menschen umzubringen", sagte R.R. Patil.

Terrorserie nach 60 Stunden beendet

Die beispiellose Serie von Terroranschlägen wurde erst am Samstagmorgen, rund 60 Stunden nach ihrem Beginn, von indischen Sicherheitskräften beendet. "Das ('Taj Mahal') Hotel ist unter unserer Kontrolle", sagte der Chef der Anti-Terror-Einheit NSG (National Security Guard), J. K. Dutt. "Es sind jetzt keine Terroristen mehr in Bombay", sagte ML Kumawat vom indischen Innenministerium. Die Regierung in Neu Delhi teilte mit, insgesamt seien neun Terroristen getötet worden.

Mehr als 600 Geiseln seien aus der Hand der Terroristen gerettet worden. Allein aus dem "Taj Mahal", wo sich die letzten der vermutlich islamistischen Attentäter verschanzt hatten, seien 300 Geiseln befreit worden. Aus dem Hotel Oberoi Trident seien 250 Menschen gerettet worden, aus dem Jüdischen Zentrum im Nariman House waren es weitere 60 Menschen. Viele Informationen waren allerdings nach wie vor noch unvollständig oder gar widersprüchlich.

Zahl toter Deutscher korrigiert

Dutt wollte zunächst nicht bestätigen, dass die Operation beendet sei. Noch seien nicht alle Räume durchsucht worden. Berichten zufolge sind das sechste und das vierte Stockwerk einsturzgefährdet, das Gebäude stand teilweise in Flammen. Damit ist die Zahl der Toten im Taj noch unklar. Bei den heftigen Kämpfen um das "Taj Mahal" seien drei Terroristen und ein Mitglied des 200 Mann starken NSG-Kommandos getötet worden, sagte Dutt.

Die schwer bewaffneten Attentäter trieben zeitweise ein Katz- und Maus-Spiel mit den Eliteeinheiten. Ein Mitglied der Sondereinheiten sagte der "Hindustan Times", die Extremisten seien ihnen in Kampf und Beweglichkeit gewachsen gewesen. "Sie haben entweder einer regulären Armee angehört oder eine lange Sondereinsatzausbildung absolviert."

Bislang gehen die Behörden von insgesamt 195 Toten aus. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Unter den rund 20 toten Ausländern sind laut indischem Außenministerium auch drei Deutsche. Das Ministerium hatte die Zahl der toten Deutschen zunächst mit vier angegeben. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte weiter nur den Tod eines Deutschen. Demnach traf ein Team des Bundeskriminalamtes in Bombay ein, um Hinweisen auf weitere Opfer nachzugehen.

Lashkar-e-Taiba verantwortlich

Zu den Taten bekannte sich die bislang unbekannte islamistische Gruppe Deccan Mujahedeen. Die "New York Times" berichtete dagegen unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass sich Hinweise verdichteten, nach denen die in Pakistan ansässige Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba für die Angriffsserie verantwortlich sei. Ein Sprecher hatte zuvor eine Beteiligung seiner Gruppe bestritten. Nach Medienberichten sollen einige Attentäter bereits vor Monaten als Studenten getarnt in Bombay gelebt haben, um die Lage auszukundschaften.

Spannungen mit Pakistan

Nach indischen Schuldzuweisungen in Richtung Pakistan stiegen derweil die Spannungen zwischen den beiden benachbarten Atommächten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte in diesem Zusammenhang vor zu raschen Beschuldigungen. Indien hatte "Elemente" im Nachbarland für die beispiellose Terroraktion verantwortlich gemacht. Die Führung in Islamabad warnte Neu Delhi vor eilfertigen Beschuldigungen.

Indiens Außenminister Pranab Mukherjee habe der pakistanischen Führung in einem Telefonat mit "ernsthaften Konsequenzen" gedroht, berichtete der pakistanische Sender Dawn TV unter Berufung auf Regierungskreise. Die pakistanische Regierung habe im Gegenzug gedroht, ihre Soldaten aus der Grenzregion zu Afghanistan abzuziehen und in andere Gebiete zu verlegen, falls die Spannungen mit dem indischen Nachbarn weiter steigen sollten.

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari versprach aber ein entschlossenes Vorgehen gegen mögliche Hintermänner der Bombay-Anschläge aus seinem Land. Er werde umgehend handeln, wenn Beweise gegen irgendeine Person oder Gruppe aus Pakistan auftauchten, sagte Zardari dem indischen Fernsehsender CNN-IBN.

Gro ßbritannien dementiert

Britische Terror-Experten und Behörden haben derweil Medienberichte über Verbindungen der Terroristen von Bombay nach Großbritannien zurückgewiesen. Nach Angaben von Anti-Terror-Kräften der Polizei und des Außenministeriums in London gibt es bislang keine Beweise, dass sich unter den Attentätern mehrere britische Staatsbürger befanden. "Wir haben mit hochrangigen indischen Behördenvertretern gesprochen. Sie sagten, es gebe keine Hinweise darauf, dass einer der gefangenen oder getöteten Terroristen Brite ist", sagte ein Ministeriumssprecher.

Quelle: ntv.de

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