Hamburger Krise verschärft Voscherau sagt "Nein"
05.03.2007, 11:48 UhrDie krisengeschüttelte Hamburger SPD hat einen weiteren Rückschlag erlitten. Der als Retter gehandelte ehemalige Bürgermeister Henning Voscherau wird 2008 nicht als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten antreten. Dies teilte der kommissarische Landesvorsitzende Mathias Petersen am Montagabend in der Parteizentrale in Hamburg mit. Voscherau hatte Petersen mit einem Brief über seine Entscheidung informiert, den der Landesvorsitzende verlas.
Voscherau begründete seine Absage mit mangelndem Rückhalt in der Partei. "Wie soll ich glauben, dass die Unterstützung derjenigen, die mich 2006 monatelang öffentlich bekämpft haben, jetzt plötzlich von Dauer sein soll?", schrieb Voscherau an Petersen. Voscherau hatte im Mai 2006 nach wochenlangen Spekulationen seine Ambitionen auf die Bürgermeisterkandidatur zurückgezogen.
Darüber hinaus sei Voscheraus Familie entsetzt über die Entwicklungen der vergangenen Wochen und befürchte, dass er als nächstes "verheizt" werde. Seine Frau habe ihm von der Kandidatur abgeraten. Damit fehle es an politischen und familiären Voraussetzungen. Damit steht die SPD knapp ein Jahr vor der Bürgerschaftswahl weiter ohne Spitzenkandidaten und Vorstand dar.
Am vergangenen Mittwoch war der gesamte Landesvorstand zurückgetreten. Die Parteiführung übernahm mit dieser Entscheidung die Verantwortung für die chaotische Mitgliederbefragung Ende Februar. Damals sollte ermittelt werden, ob der Landesvorsitzende Mathias Petersen oder seine Stellvertreterin Dorothee Stapelfeldt 2008 gegen CDU-Bürgermeister von Beust antreten soll. Allerdings waren bei der Befragung etwa 1000 Briefwahlstimmen verschwunden, sie wurde daher abgebrochen und für ungültig erklärt.
Die Findungskommission werde nun über weitere Kandidaten beraten, sagte Petersen vor einer Sitzung, an der er, seine Stellvertreterin Stapelfeldt und die Kreisvorsitzenden teilnahmen. Der Landesgeschäftsführer Walter Zuckerer sagte jedoch, es werde am Abend keine Entscheidung und keine Stellungnahme mehr geben. Es werde deutschlandweit nach Kandidaten gesucht. Sowohl der künftige Spitzenkandidat als auch der neue Landesvorstand sollen auf einem außerordentlichen Landesparteitag am 24. März gewählt werden.
Quelle: ntv.de