Listiger Saddam Waffen in Privatverstecken
29.11.2002, 11:12 UhrDer irakische Präsident Saddam Hussein hat nach britischen Zeitungsberichten damit begonnen, Waffen und Dokumente vor den UN-Waffeninspekteuren zu verstecken. Dies gehe aus Geheimdienstinformationen hervor, die der Regierung in London vorliegen, berichtet die "Times".
Dem Blatt zufolge habe Saddam Regierungsbeamte, Parteivertreter, Wissenschaftler und sogar Bauern unter Strafandrohung "beauftragt", mögliche Beweise und Waffenkomponenten sowie Computer mit Informationen über Massenvernichtungswaffen in ihren Häusern und Privatwohnungen zu verstecken.
Der "Strom von Geheimdienstinformationen" sei "so vernichtend", dass Premierminister Tony Blair und US-Präsident George W. Bush erwögen, einen "persönlichen Appell" an Saddam Hussein zu richten. Dabei solle Saddam aufgefordert werden, die Inspekteure über die Vorgänge zu informieren.
Ein britischer Regierungssprecher wollte sich am Freitag nicht zu "Spekulationen" äußern. Er verwies auf den im September von der britischen Regierung vorgelegten Bericht über Iraks Massenvernichtungswaffen. Darin wird Saddam vorgeworfen, entgegen den UN-Auflagen nach dem verlorenen Golf-Krieg von 1991 Bestände an chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen zu besitzen. Die Waffen seien binnen 45 Minuten für einen Angriff einsatzbereit. Irak hat bestritten, Massenvernichtungswaffen zu besitzen.
Der "Independent" schrieb dazu, der Irak verfolge offenbar eine "gezielte Strategie der Ablenkung" des UN- Inspektionsteams unter Führung von Hans Blix. In einigen Fällen seien Beamte, Wissenschaftler und Parteivertreter sogar angewiesen worden, möglicherweise "verdächtige" chemikalische und biologische Materialien in der Nähe ihrer Häuser und Wohnungen zu verbrennen.
Am Freitag unterbrachen die UN-Waffeninspekteure im Irak ihre Kontrollen für einen Tag, weil der Freitag in der islamischen Welt ein arbeitsfreier Tag ist. Sie nutzten die Freizeit jedoch dazu, sich in ihrem vier Jahre lang verwaisten Hauptquartier im "Kanal-Hotel" der irakischen Hauptstadt einzurichten. In der kommenden Woche gibt es im Irak wegen der Festlichkeiten zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan gleich mehrere offizielle Feiertage.
Nach vierjähriger Unterbrechung hatten die UN-Inspektoren am Mittwoch ihre Kontrollen in Irak wieder aufgenommen. Den Kontrolleuren liegt eine Liste mit 700 Anlagen vor. Ein erster Bericht soll bis zum 27. Januar vorliegen.
Quelle: ntv.de