Unangemeldeter Besuch Waffenkontrolle im Irak
30.11.2002, 12:08 UhrDrei Tage nach Wiederaufnahme ihrer Kontrollen in Irak haben die UN-Waffeninspektoren am Samstag unangekündigt einen abgelegenen Militärstützpunkt nördlich von Bagdad besucht. Sie untersuchten in der Flugabwehr-Basis Balad Munitionskisten, in denen offenbar größere Granaten, Bomben oder Raketen vermutet wurden. Es handelte sich um den ersten Überraschungsbesuch der Kontrolleure in einer bislang weniger bekannten Einrichtung.
Der kleine und unscheinbar wirkende Stützpunkt 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt diente offenbar nicht als Produktionsstätte von Massenvernichtungswaffen. Beobachter mutmaßten, dass die Experten dort möglicherweise ein Lager für biologische oder chemische Waffen vermuteten.
Die Inspektoren der Vereinten Nationen wurden erneut von Dutzenden internationaler Journalisten begleitet. Diese wurden jedoch nicht auf das Militärgelände in Balad vorgelassen, das für die Dauer der Kontrollen abgeriegelt wurde.
Die Sprecherin der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Melissa Fleming, erklärte unterdessen, sie halte es für möglich, dass in Irak Teile von Massenvernichtungswaffen bei Privatleuten versteckt seien. Zu entsprechenden britischen Medienberichten sagte Fleming am Samstag im Deutschlandradio, ihre Erfahrungen als Inspektorin in den 90er Jahren hätten gezeigt, dass in Irak alles möglich sei und Staatschef Saddam Hussein alles unternehme, um vorhandene Massenvernichtungswaffen zu verstecken. Es sei allerdings nicht Aufgabe ihrer Behörde, derartige Informationen zu bewerten, sondern die Hinweise zu überprüfen.
Bisher fehle eine Liste über die biologischen und chemischen Rüstungsprogramme, erklärte Fleming, die gerade aus Irak zurückkehrte. Derzeit werde überprüft, ob ein neues atomares Rüstungsprogramm aufgenommen worden sei. Die Kontrollen seien bisher ohne Zwischenfälle verlaufen und die Kooperation sei "in Ordnung". Irak habe ein Interesse daran, "kooperativ auszusehen", was auch in den irakischen Medien propagiert worden sei. Man müsse aber die nächste Zeit abwarten, sagte Fleming.
Quelle: ntv.de