Politik

Haiti steuert auf Bürgerkrieg zu Wahlkommission will nachzählen

Haiti droht in einem Bürgerkrieg zu versinken.

Haiti droht in einem Bürgerkrieg zu versinken.

(Foto: AP)

Wieder kommt es zu gewaltsamen Protesten gegen das Wahlergebnis in Haiti. Am Abend fallen Schüsse in der Hauptstadt, mehrere Menschen werden verletzt. Die Wahlkommission versucht die Lage zu beruhigen und kündigt an, die Stimmen noch einmal nachzuzählen.

In Haiti hat sich die Lage weiter zugespitzt. Bei erneuten Unruhen nach den Präsidentenwahlen wurden in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince mehrere Menschen verletzt. Wie Augenzeugen berichteten, kam es in der Nähe des Präsidentenpalastes zu einer Schießerei zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident René Préval. Der Aufstand hatte sich am Dienstag an Wahlergebnissen entzündet, wonach der populäre Musiker Michel Martelly aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausgeschieden war.

Angesichts der zunehmenden Gewalt warnte Senatspräsident Joseph Lambert vor einem Bürgerkrieg. In Port-au-Prince herrscht der Ausnahmezustand. In vielen Straßen sind unzählige Barrikaden errichtet. Wie an den Vortagen kam es an vielen Stellen zu Schießereien. Hunderte von Demonstranten zogen plündernd und Steine werfend durch die Straßen. Es war nicht klar, ob es sich wie in den Vortagen um Anhänger des Oppositionskandidaten Martelly oder um Parteigänger des Regierungskandidaten Jude Celestin handelte.

Wahlkommission will neu auszählen

UN-Soldaten versuchen, die Gewalt im Zaum zu halten.

UN-Soldaten versuchen, die Gewalt im Zaum zu halten.

(Foto: REUTERS)

Prévals Partei Inité rief ihre Anhänger auf, die von der Opposition errichteten Barrikaden zu entfernen. Dabei kam es offenbar zu den Zusammenstößen am Präsidentenpalast, bei denen Schusswaffen eingesetzt wurden. Seit Dienstagabend protestieren tausende Regierungsgegner in der Hauptstadt, aber auch in anderen Städten des verarmten Karibiklandes. Sie werfen Préval Wahlfälschung vor. Am Dienstag hatte die Wahlkommission verkündet, dass der Kandidat der Regierungspartei Inité, Jude Célestin, am 16. Januar in einer Stichwahl gegen die frühere Präsidentengattin Mirlande Manigat antreten werde. Der beliebte Sänger Martelly landete demnach mit nur knapp 7000 Stimmen Rückstand hinter Célestin auf dem dritten Platz.

Vor allem Anhänger des Kandidaten Martelly fühlen sich betrogen.

Vor allem Anhänger des Kandidaten Martelly fühlen sich betrogen.

(Foto: REUTERS)

Die Wahlkommission des Landes hat deshalb eine Überprüfung des Abstimmungsergebnisses angekündigt. Es werde "umgehend eine schnelle Neuauszählung der Wahlzettel" geben, erklärte die Kommission am Donnerstag. In die Überprüfung sollten die drei bestplatzierten Kandidaten einbezogen werden, hieß es weiter. Die Neuauszählung solle von Mitgliedern der Wahlkommission, Vertretern der betroffenen Kandidaten sowie nationalen und internationalen Beobachtern überwacht werden.

Martelly will weiterkämpfen

Martelly sagte im Radio, der Wahlrat habe das Land "mit seinen fehlerhaften Ergebnissen in eine Krise gestürzt". "Auch die internationale Gemeinschaft und nationale sowie internationale Beobachter erkennen an, dass diese Ergebnisse nicht richtig sind", fügte Martelly hinzu. "Ich verstehe eure Wut. Gewaltlose Proteste sind ein Bürgerrecht", sagte der Sänger in einer im Sender Signal FM übertragenen Ansprache an das Volk. "Doch ich bitte darum, dass Ihr euch bei euren Provokationen in Acht nehmt." Zugleich sicherte er seinen Anhängern Unterstützung zu. Er werde "bis zum totalen Sieg" kämpfen, sagte er.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich angesichts der Lage besorgt gezeigt. Er forderte eine Überprüfung der Wahl. Préval forderte die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und die Stichwahl abzuwarten. In einer Rede an die Nation sagte aber auch er, die Ergebnisse seien nicht endgültig. Der Amtsinhaber stellte eine Lösung in Aussicht. Die US- Botschaft hatte zuvor bereits erklärt, Washington sei bereit, die Wahlergebnisse zu überprüfen und dem haitianischen Volk zu seinem Recht zu verhelfen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen