Hunderttausende Studenten betroffen Wanka will Bafög reformieren
29.01.2014, 16:14 Uhr
(Foto: dpa-tmn)
Die Studenten in Deutschland bekommen immer öfter immer mehr Bafög. Das zeigen neue Zahlen. Jetzt soll sich etwas am Gesetz ändern, da sind sich Regierung und Opposition einig. Allerdings sind noch viele Fragen offen.

Johanna Wanka will die Bafög-Reform. Nur was für eine, das ist noch nicht so ganz klar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Studiengebühren, steigende Mieten, teure Auslandsaufenthalte: Die deutschen Studenten brauchen mehr Geld. Hunderttausende von ihnen bekommen es schon vom Staat. Und es werden immer mehr. Die Zahl der Bafög-Empfänger ist auf den höchsten Stand seit 30 Jahren gestiegen. Im Jahr 2012 wurden im Durchschnitt 630.000 Studenten und Schüler vom Staat unterstützt und damit 7,7 Prozent mehr als im Jahr 2010.
Ein wichtiges Detail offenbart der Bericht ebenfalls: Es bekommen zwar immer mehr Studenten Bafög, die Zahl derer, die keins bekommen, steigt aber noch schneller. Das heißt, der Anteil unter den Studierenden, die mit Bafög unterstützt werden, wie auch der durchschnittliche monatliche Förderbetrag ist seit Herbst 2012 rückläufig.
Daher soll sich beim Bafög etwas ändern. Nur was, das ist noch die Frage. Opposition, SPD und Bildungsgewerkschaft rufen nach mehr Geld, Ministerin Johanna Wanka gibt sich noch wolkig. Etwas ändern soll sich schon, sagt sie, aber erstmal soll darüber geredet werden.
Ausgaben stiegen um fast 18 Prozent
Die Zahl der geförderten Studenten stieg laut dem vom Bundeskabinett verabschiedeten Bafög-Bericht von 2010 bis 2012 um 14 Prozent auf 440.000. Sie bekamen pro Monat durchschnittlich 448 Euro, nachdem es zwei Jahre zuvor 436 Euro gewesen waren. Bei den Schülern stieg der durchschnittliche Förderbetrag von 357 Euro auf 401 Euro im Jahr 2012.
Der Förderhöchstsatz für einen nicht mehr bei den Eltern lebenden Studenten beträgt 670 Euro. Positiv hat sich das Auslandsstudium mit Bafög entwickelt. 2012 wurden weltweit fast 54.000 Auslandsaufenthalte deutscher Studierender mit Bafög unterstützt. Das ist ein Viertel mehr als noch 2010. Die Ausgaben von Bund und Ländern für das Bafög erhöhten sich innerhalb von zwei Jahren um fast 18 Prozent auf 3,34 Milliarden Euro.
SPD: Bafög soll steigen
Jetzt soll das Bafög-System reformiert werden, wie Wanka bekräftigte. Sie spricht von einer "Weiterentwicklung" – damit bleibt offen, in welche Richtung die Reise gehen soll. Dafür würden unmittelbar die notwendigen Gespräche aufgenommen. CDU-Generalsekretär Peter Tauber erklärte, die Union unterstütze Wankas Pläne, in diesem Jahr Vorschläge vorzulegen.
Für die SPD ist klar, was passieren muss. Die Studenten sollen mehr im Portemonnaie haben. Fraktionsvize Hubertus Heil drängte Wanka und Finanzminister Wolfgang Schäuble zu raschen Verbesserungen. Sie seien jetzt in der Pflicht, "dass eine substanzielle Bafög-Reform nicht nur angekündigt, sondern auch umgesetzt und soziale und bildungspolitische Realität wird".
"Höchststände bei Ausgaben und Geförderten können den steigenden Reformdruck nicht vernebeln", erklärte der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring. Stark gestiegene Studenten-Zahlen führten logischerweise zu höheren Bafög-Ausgaben.
Linke fordert zehn Prozent mehr Bafög
Die Linken-Abgeordnete Nicole Gohlke erklärte, wer das Gerede von der "Bildungsrepublik" auch nur "halbwegs ernst" meine, müsse das Bafög ausbauen und dafür das nötige Geld in die Hand nehmen. Und zwar mindestens zehn Prozent mehr als bislang, sagte sie.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) machte sich für eine Erhöhung in dieser Größenordnung stark. Momentan erhielten zu wenige Studenten zu wenig Bafög, erklärte GEW-Vize Andreas Keller. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack, mahnte, eine Reform sei "längst überfällig". Das Deutsche Studentenwerk (DSW) forderte eine Erhöhung zum nächsten Wintersemester 2014/2015.
Die Studenten müssen maximal die Hälfte des erhaltenen Geldes zurückzahlen. Je nachdem wie lange sie studieren, wie gut sie ihr Studium abschließen, können sie weitere Nachlässe erhalten. Zuletzt war die Ausbildungsförderung 2010 um fünf Prozent erhöht worden.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa