Politik

Kinderarmut in Deutschland Warmes Essen statt Geld

Zum diesjährigen Weltkindertag haben Politiker und Verbände davor gewarnt, dass noch mehr Kinder in Deutschland in die Armut abrutschen. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sprach sich dafür aus, sozial schwache Familien durch Gutscheine und Sachleistungen besser zu unterstützen. Dies könne in Form von niedrigeren Kita-Gebühren oder gebührenfreien Essen geschehen. Der Kinderschutzbund und die Caritas verlangten eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze für Familien. In Deutschland leben nach Angaben des Kinderschutzbundes mehr als 2,6 Millionen Kinder in Armut.

Müntefering regte in der "Frankfurter Rundschau" an, in der Familienpolitik mehr auf Sachleistungen und weniger auf Geld zu setzen. Kinderarmut mache sich "nicht nur an den Zahlbeträgen von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II fest", betonte der Vizekanzler. Kinder könnten auch deshalb arm sein, weil sie aus Kostengründen keine Krippe oder keine Kindertagesstätte besuchen könnten, weil sie schlecht ernährt seien oder Schulbücher fehlten.

Caritas-Präsident Peter Neher sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", für Familien seien in den vergangenen Jahren "enorme zusätzliche Kosten" entstanden. Bei der Anpassung der Hartz- IV-Sätze bestehe "dringender Handlungsbedarf".

Die Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Heide Simonis, forderte die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz. Unterstützung erhielt sie dabei von der Schauspielerin Katja Riemann, die UNICEF- Botschafterin ist. "Kinder müssen endlich als Subjekte behandelt werden", sagte Riemann. Dabei sei der Schutz vor Gewalt besonders wichtig. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) warnte, eine Verfassungsänderung könne nicht leichtfertig vorgenommen werden. "Zudem muss man sich auch über eine gute Formulierung einig werden."

Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Zahl der Kinder, für die es einen staatlichen Zuschlag gibt, auf 530 000 vervierfachen. Umstritten ist noch, ob und wie der Zuschuss in die geplante Neuordnung des Niedriglohnsektors eingeordnet wird. Damit soll verhindert werden, dass Niedrigverdiener wegen der Ausgaben für ihre Kinder zu Hartz-IV-Empfänger werden.

Unterdessen startete das Bundesverbraucherministerium eine Initiative für ein Schulfach Ernährung. Staatssekretär Gerd Müller (CSU) sagte: "Wir sind von Seiten des Bundes der Meinung, dass hier ein eigenes Fach notwendig ist, das den Bereich Kochen, Ernährung und Lebensführung in den Schulalltag einbaut." Die Entscheidung darüber liegt bei den Ländern. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist fast jeder siebte Schüler im Alter zwischen 7 und 10 Jahren übergewichtig.

Quelle: ntv.de

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