Politik

Graumann kandidiert nicht mehr Wechsel im Zentralrat der Juden

Graumann gehört zu der ersten Generation, die den Holocaust nicht mehr selbst erlebt hat.

Graumann gehört zu der ersten Generation, die den Holocaust nicht mehr selbst erlebt hat.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit 2010 ist Dieter Graumann Präsident des Zentralrats der Juden. Jetzt sehnt er sich nach mehr gemeinsamer Zeit mit seiner Familie. Sein möglicher Nachfolger ist kein Unbekannter.

An der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland steht überraschend ein Wechsel bevor. Präsident Dieter Graumann wird bei der Wahl am 30. November nicht mehr kandidieren. Nach vier Jahren im Amt wolle er wieder Zeit für Familie und Privatleben haben, erklärte Graumann. Gleichzeitig kündigte Vizepräsident Josef Schuster an, dass er sich um die Nachfolge Graumanns bewerben werde.

In einem Brief an das Direktorium des Zentralrats erklärte Graumann, die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. Das Ehrenamt habe ihm außerordentlich viel Zeit und Kraft abgefordert - vor allem in diesem Jahr, als er noch faktisch sechs Monate lang die Geschäftsführung des Dachverbandes mit übernommen habe. Dem Zentralrat gehören rund 108 jüdische Gemeinden mit etwa 101.300 Mitgliedern an. Schuster erklärte, das Zentralratspräsidium bedauere die Entscheidung zutiefst. Graumann habe Außerordentliches geleistet.

Graumann unterstützt Schuster

Der Zentralrats-Präsident war 2010 als Nachfolger von Charlotte Knobloch in das Amt gewählt worden. In seiner Amtszeit handelte Graumann einen neuen Staatsvertrag mit der Bundesregierung aus und erreichte eine Verdoppelung der finanziellen Hilfen. Der scheidende Präsident unterstützt Schusters Kandidatur. Mit seiner Wahl zum neuen Präsidenten wäre die Kontinuität gesichert, erklärte Graumann. Schuster ist Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken.

Der 1950 in Ramat Gan in Israel geborene Graumann gehört zur ersten Generation von Juden, die den Holocaust nicht mehr selbst erlebt hat. Graumanns Vater, der sechs Konzentrationslager überlebte, und seine Mutter lernten sich in einem Flüchtlingslager kennen. 1950 wanderten sie nach Israel aus, 1952 kehrten sie nach Deutschland zurück.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

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