Politik

Fast jeder Dritte schmeißt hin Wehrdienst schreckt ab

Seit 18 Monaten muss sich die Bundeswehr um Freiwillige bemühen, die Wehrpflicht ist ausgesetzt. Die gute Nachricht ist: Die Armee erreicht dabei ihr Minimalziel und rekrutiert ausreichend junge Soldaten. Zur Wahrheit gehört aber auch: Immer mehr junge Menschen, die sich für den Wehrdienst entscheiden, nutzen ihre Ausstiegsmöglichkeit innerhalb der Probezeit.

Offenbar stellen sich viele Freiwillige den Wehrdienst anders vor.

Offenbar stellen sich viele Freiwillige den Wehrdienst anders vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eineinhalb Jahre nach dem Ende der Wehrpflicht steht die Bundeswehr vor einem Problem: Immer mehr Freiwillige brechen ihren Wehrdienst frühzeitig ab. Inzwischen scheidet mit 30,4 Prozent fast jeder Dritte in der sechsmonatigen Probezeit aus der Truppe aus, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Der überwiegende Teil davon schmiss selbst hin, einige Freiwillige wurden aber auch von der Bundeswehr entlassen. Vor einem Jahr hatte die Abbrecherquote noch bei 27 Prozent gelegen.

Trotzdem liegt die Bundeswehr bei der Anwerbung von Freiwilligen noch im Soll: Im Dezember absolvierten 11.150 der rund 192.000 Bundeswehrsoldaten den freiwilligen Wehrdienst, der 7 bis 23 Monate dauert - im Durchschnitt sind es 13 Monate. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte mit dem Aussetzen der Wehrpflicht im Juli 2011 als Ziel 5000 bis 15.000 Freiwillige ausgegeben. Die Untergrenze hat er deutlich übertroffen, aber weiterhin bleiben tausende Plätze unbesetzt.

Zivildienst-Ersatz weitaus beliebter

Das Interesse am Bundesfreiwilligendienst, dem Ersatz für den früheren Zivildienst, ist dagegen deutlich größer. Seit Anfang 2012 waren nach Angaben des Bundesfamilienministeriums praktisch durchgehend alle 35.000 Plätze ausgebucht - und das, obwohl die sogenannten Bufdis mit höchstens 348 Euro deutlich weniger verdienen als die Bundeswehr-Freiwilligen mit bis zu 1146 Euro.

Die Abbrecherquote für den Dienst bei Wohlfahrtsverbänden oder Sozialeinrichtungen liege unter 15 Prozent, sagte ein Sprecher des Familienministeriums. Damit ist sie nur halb so hoch wie bei der Bundeswehr.

De Maizière beklagt Naivität

Verteidigungsminister de Maizière hatte die hohe Abbrecherquote schon vor Monaten mit einer gewissen Naivität mancher Freiwilliger erklärt. "Einige Rekruten überrascht es offenbar, dass sie morgens mit geputzten Stiefeln zum Dienst erscheinen sollen, in einer Stube mit mehreren Soldaten schlafen oder dass sie nur in der Raucherpause rauchen dürfen", sagte er in einem Zeitungsinterview.

Zufrieden kann der Minister mit der Rekrutierung von Zeitsoldaten sein. Zum 1. Januar traten knapp 3500 junge Leute ihren zeitlich befristeten Dienst bei der Bundeswehr an, darunter etwa 380 Frauen. Damit ist der Bedarf von 16.150 neuen Zeitsoldaten für das Jahr 2013 bereits zu einem Viertel gedeckt.

Quelle: ntv.de, dpa

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