Politik

Soldaten-Storys Weiterhin Kritik an London

Trotz eines Verbots neuer bezahlter Interviews von im Iran freigelassenen Soldaten bleibt die britische Regierung in der Kritik. Die Opposition hielt Verteidigungsminister Des Browne am Dienstag vor, mit der ursprünglich erteilten Genehmigung solcher Honorarverträge seien die Ex-Gefangenen "zur Versteigerung" durch die Medien freigegeben worden. Browne hatte die offiziell von der Marine erteilte Erlaubnis am Montagabend nach heftigen Protesten zurückgezogen.

Um Schadensbegrenzung bemüht

Die Downing Street bemühte sich unterdessen um die Begrenzung des potenziellen Schadens für Premierminister Tony Blair. Die Erlaubnis für die hoch bezahlten Interviews habe allein die Marine gefällt, erklärte eine Sprecherin Blairs. Man müsse dabei anerkennen, dass die Entscheidung nicht einfach gewesen sei. Zudem müssten die Realitäten "in der Welt anerkennt werden, mit der wir es in Sachen Medien zu tun haben und auch die großen Geldsummen, die dabei involviert sind".

Blairs Sprecherin verweigerte aber jede Auskunft, wann genau der Premierminister von der Genehmigung für den Verkauf der Soldaten-Storys Kenntnis erhielt. Neben Angehörigen von im Irak umgekommenen Soldaten hatten sich auch hohe Offiziere empört über den "würdelosen" Verkauf der Interviews an eine Boulevardzeitung und einen privaten Fernsehsender geäußert.

"Sympathien verspielt"

Verteidigungsexperte Liam Fox von der Konservativen Partei erklärte, die Angelegenheit sei von der Regierung "auf erschreckende Weise" gehandhabt worden. Sie habe die Sympathie der Öffentlichkeit für die 15 Marineangehörigen verspielt, die am vergangenen Donnerstag nach 13-tägiger Haft aus dem Iran nach Großbritannien zurückgekehrt waren.

Derweil erschien das Massenblatt "The Sun" am Dienstag mit neuen Erlebnisberichten der einzigen Frau unter den Iran-Gefangenen. Die Matrosin Faye Turney, die für Interviews bis zu 150.000 Pfund (225.000 Euro) bekommen haben soll, schildert darin unter anderem ihre Begegnung mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad bei der Verabschiedung in Teheran. Sie habe ihn als "oberflächlich" empfunden.

Puppe als Abschiedsgeschenk

Ahmadinedschad habe gefragt, wie es ihrer dreijährigen Tochter gehe und sie habe geantwortet: "Das weiß ich nicht, Herr Präsident, ich habe sie seit 13 Tagen nicht gesehen, wenn Sie sich erinnern." Er habe geantwortet: "Hat man Ihnen denn kein Telefongespräch mit ihr erlaubt?" Die 26-Jährige will geantwortet haben: "Nein, ganz sicher nicht." Dennoch wolle sie eine Puppe behalten, die sie in Teheran als Abschiedsgeschenk bekommen habe. Eines Tages werde sie die Puppe ihrer Tochter geben und ihr von der Gefangenschaft im Iran erzählen.

Quelle: ntv.de

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