Verhandlungen in Zeitlupe Weltklima-Gipfel in Bonn
20.07.2001, 00:14 UhrAuf dem Bonner Klimagipfel sind die Verhandlungen bisher nur schleppend vorangekommen. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), der sich zu Beginn noch optimistisch geäußert hatte, gab sich skeptisch.
Es bestehe die Gefahr, dass nationale Einzelinteressen oder die Uneinigkeit einiger Länder einen Abschluss verhinderten, so Trittin. Eine Einigung halte er jedoch weiter für möglich. Die Weichen für einen erfolgreichen Ausgang müssten notfalls auf höchster Ebene von den Staats- und Regierungschefs in Genua gestellt werden.
Zunächst ging es in Bonn nicht um Inhalte, sondern um Verfahrensfragen. Um den Prozess zu beschleunigen setzten die Teilnehmer der Konferenz - rund 5.000 von 180 Nationen - eine 35-köpfige Verhandlungsgruppe ein.
Schlüsselländer Japan, USA und Kanada und Russland
Da die USA als größter Verursacher von Treibhausgasen das Protokoll nicht mehr mittragen, gelten nun Japan, Australien und Kanada und Russland als Schlüsselländer. Das Kyoto-Abkommen kann erst in Kraft treten, wenn es 55 Länder ratifiziert haben. Auf diese Länder müssen zudem mindestens 55 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes der Industrieländer entfallen.
Kritik der Umweltschützer
Die Umweltorganisation Greenpeace vermutet, Japan, Australien und Kanada versuchten hinter den Kulissen, das Kyoto-Protokoll inhaltlich auszuhöhlen. Greenpeace-Vertreter Bill Hare sagte, diese Länder hätten sich auf "extreme Hardliner-Positionen" zurückgezogen. Die Vertreterin des World Wildlife Fund sprach von einem "Rückwärts-Lauf-Club", der bereits erzielte Verhandlungserfolge zunichte machen wolle.
Im Kyoto-Protokoll war 1997 festgelegt worden, dass die Treibhausgas-Emissionen bis 2010 um 5,2 Prozent unter den Stand von 1990 gebracht werden sollen - ein erster Schritt, um die Erderwärmung zu bremsen.
Quelle: ntv.de