Jubiläum der Münchner Sicherheitskonferenz Weltpolitik im Hinterzimmer
31.01.2014, 09:27 Uhr
US-Vizepräsident Joe Biden im vergangenen Jahr auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Auch in diesem Jahr wird er wieder erwartet.
(Foto: dpa)
Zum 50. Mal kommen Spitzenpolitiker und Experten nach München, um über Krieg und Frieden zu beraten. Die Konferenz, auf der sie sich treffen, ist eines der wichtigsten Foren für Sicherheitspolitik weltweit. Schon oft wurde hier Geschichte geschrieben, auf Bühnen und in Hinterzimmern.
Es gab diese Momente, da wurde auf der Münchner Sicherheitskonferenz Geschichte geschrieben. Zum Beispiel 2003, als der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer im Streit über die Irak-Politik mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zusammenrasselte – vor den Augen der Weltöffentlichkeit. "I'm not convinced" ("Ich bin nicht überzeugt"), schleuderte Fischer seinem damaligen Kollegen im Saal des Hotels "Bayerischer Hof" entgegen.
Oder 2007, als der russische Präsident Wladimir Putin einen Auftritt auf der Konferenz zu einer Generalabrechnung mit den USA, der Nato und der EU nutzte – und das Publikum erschreckte. Vier Jahre später kam es in München zu einem Akt der Versöhnung zwischen den USA und Russland: Mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden wurde das neue Start-Abkommen zur atomaren Abrüstung formal in Kraft gesetzt.
"Aufwand wie bei einem EU-Gipfel"
Ab diesem Freitag kommen nun wieder mehr als 300 Politiker und Experten aus aller Welt zur mittlerweile 50. Sicherheitskonferenz zusammen. Es gibt dazu auch eine ganz besondere Gesprächsrunde: Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der ehemalige französische Präsident Valerie Giscard d'Estaing und der frühere US-Außenminister Henry Kissinger werden auf die Geschichte des Treffens zurückblicken.
Mittlerweile ist es so, dass in München jedes Jahr Dutzende Staats- und Regierungschefs, Minister und Chefs von internationalen Organisationen für rund 48 Stunden zusammensitzen. "Wir haben einfach einen wahnsinnigen Zulauf – insbesondere jedes Jahr mehr Regierungsdelegationen", sagt Konferenzleiter Wolfgang Ischinger zu der heutigen Dimension der Konferenz. "Das ist inzwischen wie ein mittlerer EU-Gipfel, was wir da an Aufwand erbringen müssen." Es gebe Ministerpräsidenten, die um eine Einladung gebeten haben, für die aber kein Platz sei.
Diese Entwicklung hätte sich Ewald-Heinrich von Kleist wohl nicht träumen lassen, als er 1963 inmitten des Kalten Krieges zur ersten "internationalen Wehrkundebegegnung" einlud. Kleist hatte 1944 zu den Mitverschwörern um den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg gehört. Seine Ziele mit der Konferenz waren der sicherheitspolitische Austausch von Experten aus den USA und Westeuropa sowie die Stärkung der transatlantischen Beziehungen. Daraus entwickelte sich eines der wichtigsten unabhängigen Foren für Sicherheitspolitik weltweit.
Hinterzimmer gibt es genug
Von Kleist leitete die Konferenz bis 1996. Nur einmal musste er sie ausfallen lassen, 1991 wegen des Golfkriegs. 1997 gab es eine weitere Pause, weil es keinen Nachfolger für die Konferenzleitung gab. 1998 übernahm der frühere sicherheitspolitische Berater von Helmut Kohl, Horst Teltschik, den Posten. 2009 folgte ihm dann der frühere deutsche Botschafter in London und Washington, Ischinger.
Die internationalen Gäste schätzen an der Konferenz, dass sie hier auf engem Raum mit Kollegen aus aller Welt zusammensitzen. "Der Charme dieser Konferenz liegt ja im Grunde darin, dass alle in einem Raum sind, in einem engen Raum, und gar nicht anders können als miteinander zu reden", sagt Ischinger. Zudem können sich die Politiker jederzeit in irgendein Hinterzimmer zurückziehen. Manche nutzen die Konferenz zu bilateralen Treffen fast im Stundentakt.
"Die Konferenz ist ein einzigartiges Forum für die Debatte über internationale Sicherheitspolitik", schreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Buch zur 50. Sicherheitskonferenz. US-Vizepräsident Joe Biden, der in dieser Funktion zweimal zu Gast in München war, betont in seinem Grußwort, kein anderes internationales Forum bringe Spitzenpolitiker aus Europa und aller Welt zusammen, um in einem völlig offenen Austausch über die jeweils drängendsten Probleme der Weltpolitik zu diskutieren - von Syrien über die Finanzkrise bis zu Cyber-Sicherheit. Das wird an diesem Wochenende nicht anders sein.
Quelle: ntv.de, Von Christoph Trost und Michael Fischer, dpa