Zahl der Bewerber geht zurück Weniger Paare wollen adoptieren
26.07.2012, 16:03 UhrDie Zahl der Adoptionen steigt wieder leicht. Allerdings bewerben sich immer weniger Paare um eine Adoption. Experten fürchten, dass der Pool der möglichen Eltern zu klein wird. Rückläufig ist auch die Zahl der Auslandsadoptionen.
In Deutschland gab es noch nie so wenig Bewerber um eine Adoption wie 2011. Zugleich ist die Zahl aller Adoptionen leicht gestiegen. 4060 Kinder wurden 2011 in Deutschland von Stiefeltern, Verwandten oder Fremden als eigene angenommen - das sind 39 Fälle oder ein Prozent mehr als im Vorjahr.
"Damit stabilisierte sich die Zahl der Adoptionen, nachdem sie zwischen 1994 und 2009 stetig gesunken war", teilte das Statistische Bundesamt mit. Noch mehr Zahlen: 56 Prozent der Kinder und Jugendlichen wurden 2011 von ihren Stiefeltern adoptiert - auch dieser Anteil nimmt zu. Im Jahr 2009 betrug er nur 52 Prozent.
Sieben Bewerber auf ein Kind
Derweil lagen den Vermittlungsstellen Ende vergangenen Jahres 5957 Bewerbungen um die Adoption eines Kindes vor. Das sind 9 Prozent weniger als im Vorjahr und so wenig wie nie seit der Wiedervereinigung. Dabei werden Stiefeltern und Verwandte nach Angaben der Statistiker nicht gezählt. Rein rechnerisch kamen damit fast sieben Bewerber auf einen zur Adoption vorgemerkten Minderjährigen; im Vorjahr waren es etwas mehr.
Über die Gründe für den Rückgang beim Interesse an Adoptionen gebe es "keinerlei Untersuchungen", sagte die stellvertretende Leiterin der Gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle (GZA) in Hamburg, Brigitte Siebert. Ihrer Erfahrung nach glauben allerdings viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, sie hätten wegen des hohen Interesses an Adoptionen keine Chance.
Der Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien hofft, dass die Zahl der Bewerber nicht weiter sinkt. "Weniger als sieben Bewerber pro Kind sollten es nicht werden", sagte Vereinschefin Dagmar Trautner. Um die richtigen Eltern für ein Kind finden zu können, sei ein Pool unbedingt notwendig. Dies könnten aber auch mal ältere oder gleichgeschlechtliche Paare sein. "Die Frauen kriegen ihre Kinder heute später, und die Menschen sind länger jugendlich."
Auch weniger Auslandsadoptionen
Gerade ältere Paare glaubten, es sei einfacher, sich den Kinderwunsch mit einer Adoption im Ausland zu erfüllen, so Siebert. "Die Vermittlungszahlen von Adoptionskindern gehen aber weltweit zurück." Eindeutige Zahlen für Deutschland gibt es nicht. Von den 4060 Kindern, die 2011 in der Bundesrepublik adoptiert wurden, waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 934 Ausländer - auch das der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung. Das Bundesamt erfasst aber nur die Auslandsadoptionen, von denen deutsche Behörden informiert waren.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2266 Mädchen und Jungen von ihren Stiefeltern gesetzlich angenommen - also einem neuen Partner eines leiblichen Elternteils. 104 Kinder wurden von Verwandten adoptiert und nur 1690 Kinder von Bekannten oder Fremden (plus 21). Fast zwei Drittel dieser Kinder waren jünger als drei Jahre. Bei den Stiefeltern oder Verwandten war nur gut jedes zehnte Kind noch nicht drei Jahre alt.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa