Antiterror-Mission Weniger Soldaten
01.09.2007, 08:44 UhrVerteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) will die Personalstärke beim umstrittenen Antiterror-Einsatz Operation Enduring Freedom (OEF) offenbar deutlich reduzieren. Laut "Welt am Sonntag" schlägt der Minister eine Verringerung von 1.800 auf 1.400 vor. Der SPD soll damit eine Zustimmung zu der Verlängerung des Mandats im November erleichtert werden, hieß es. SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Struck forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel zu mehr Überzeugungsarbeit hinsichtlich des Afghanistan-Einsatzes auf.
Den Reduzierungsvorschlag hat Jung nach Informationen des Blatts bereits mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) besprochen. Das Mandat für den US-geführten Einsatz gilt einerseits für die umstrittene Beteiligung von 100 KSK-Elitesoldaten in Afghanistan, die in Teilen der SPD sowie von den Grünen abgelehnt wird. Daneben ist die Bundeswehr im OEF-Rahmen mit einer Fregatte am Horn von Afrika im Einsatz.
Struck forderte Merkel auf, stärker für den deutschen Einsatz in Afghanistan zu werben. Struck sagte laut "Spiegel": "Es wäre sehr wünschenswert, wenn vor allem Frau Merkel den Deutschen erklären würde, warum das Engagement nötig ist."
Struck selbst verteidigte den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Er räumte ein, dass es in der SPD Stimmen zu Gunsten eines Rückzuges gebe. So könne ein Staat wie Deutschland international jedoch nicht agieren. Er glaube, dass das internationale Engagement "noch mindestens zehn weitere Jahre" dauern werde, bis Afghanistan auf eigenen Beinen stehen könne.
Das Bundesinnenministerium bestätigte unterdessen, dass eine Beamtin der Bundespolizei in Afghanistan beschossen worden ist. Laut "Spiegel" wurde ihr Wagen, in dem sie mit einem finnischen Kollegen saß, an einem afghanischen Kontrollpunkt am Kabuler Flughafen zum Halten aufgefordert. Die afghanischen Polizisten hätten das Feuer eröffnet, weil die Deutsche ihren eigenen Weisungen gemäß die Aufforderung ignoriert und Gas gegeben habe.
Mehrere Schüsse seien in den Geländewagen eingeschlagen, ohne jemanden zu verletzen, hieß es weiter. Das Bundesinnenministerium arbeitet laut Sprecher Stefan Kaller an der Verbesserung von Schutzkonzepten.
Bomber von Kabul noch nicht gefunden
Die vermeintlich heiße Spur im Fall der drei in Afghanistan getöteten deutschen Personenschützer führte anscheinend nicht zum Täter. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, sagte dem Magazin "Focus", die deutsche Ermittlungsgruppe habe bei der Vernehmung des verdächtigen 16-Jährigen "gravierende Abweichungen" zwischen dessen Aussage und dem tatsächlichen Tatablauf festgestellt. Wegen des Sicherheitsrisikos bei Afghanistan-Einsätzen seien für den Schutz des deutschen Botschafters in Kabul, Hans-Ulrich Seidt, künftig acht statt bisher sechs Mitarbeiter zuständig.
Der Festgenommene wurde verdächtigt, bei dem Anschlag Mitte August für die Zündung des Sprengsatzes verantwortlich gewesen zu sein. Einer der Getöteten, Jörg Ringel, war langjähriger Personenschützer von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel hatte vor zwei Wochen im Berliner Dom an der Trauerfeier für die drei Opfer teilgenommen.
Quelle: ntv.de