Politik

Popcorn zum Frühstück Wenn Schüler Kanzler wären

Jobs für alle, mehr Geld, keine Gewalt, keine Drogen: Die Kinder in diesem Land haben ganz konkrete Vorstellungen, was sie machen würden, wenn sie Kanzler wären.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Viertklässlerin Vanessa aus Cottbus hat radikale Änderungsvorschläge für die große Politik. "Die ganzen Parteien würde ich auch rauswerfen!", schreibt das Mädchen aus Brandenburg. Vanessa ist eine von knapp 200 Schülerinnen und Schülern, die unter dem Titel "Wenn ich Bundeskanzlerin/Bundeskanzler würde" ihre Vorstellungen zu Papier gebracht haben. Zum fünften Mal hat die Initiatorin der Aktion, die pensionierte Bonner Lehrerin Dorothee Hölscher, vor einer Bundestagswahl die Werke von Zehnjährigen in Schulen angeregt und gesammelt.

Zumeist sind die Bilder einer besseren Politik gemäßigter und auch realistischer als bei Vanessa. Den Viertklässlern geht es vor allem um die Bekämpfung von Armut, Kriminalität und Gewalt, um Umweltschutz, Bildung und die harten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Auch der tatsächlichen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sind die Schüler-Ideen früher schon zugetragen worden. In einem Brief lobte Merkel das Engagement der Schüler. "Ich möchte, dass es den Menschen in Deutschland wieder besser geht", schrieb Merkel.

Arbeitslosigkeit im Blickfeld

Seit 1994 sammelt die Bonnerin Hölscher die Ideen und Vorschläge der Schüler. So spiegelt die Sammlung, die inzwischen 1252 Beiträge aus 34 Schulen umfasst, nun schon über einen längeren Zeitraum die Zukunftserwartungen und -ängste von Viertklässlern wider. Vor der Wahl 1994 wollten die Kinder vor allem den Rechtsradikalismus abschaffen, dann 1998 den Fünf-Mark-Sprit der Grünen verhindern. 2002 beschäftigte sie der teure Euro und auch die schlechten PISA-Ergebnisse am meisten. Wie auch nun wieder stand bereits 2005 die hohe Arbeitslosigkeit im Blickfeld.

"Alle Leute sollen das gleiche Recht auf Arbeit haben", wirbt Luisa aus Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Lisa aus Cottbus schreibt: "Für einen Job sollte die Auswahl nach Leistung erfolgen, nicht nach Aussehen." Hierfür setzt die Zehnjährige auf Bildung: "Ich würde sicherstellen, dass alle Kinder gute Lernbedingungen haben. Dazu gehören gute Bücher, nette Lehrer, aber auch saubere und ordentliche Schulgebäude."

Niedrigere Rechnungen

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Für ein glückliches Leben bräuchten die Menschen auch mehr Geld in der Tasche, finden viele der Schüler. So will Hilal aus Berlin "die Preise senken, damit die Leute in Deutschland besser leben können." Marianna aus Bitterfeld will sich "einsetzen für niedrigere Rechnungen". Vanessa dringt auf eine neue Gesundheitsreform: "Ich würde auch dafür sorgen, dass man im Krankenhaus weniger oder gar kein Geld mehr bezahlen muss."

Die Grundschüler sind auch um die Gewalt in unserer Welt besorgt, sei es in der reellen oder virtuellen: "Ich werde dafür sorgen, dass man keine Waffen mehr kaufen kann", schreibt Görkem aus Berlin als Reaktion auf die jüngsten Amokläufe. Und der Cottbuser Jan ist der Meinung: "Die Soldaten, die in Afghanistan sind, sollten zurückgeschickt werden, weil viel zu viel Soldaten gestorben sind."

Gewaltverherrlichende Computerspiele verbieten

Auch im Internet sehen die Schüler Handlungsbedarf. So möchte Hanna aus Bonn am liebsten "gewaltverherrlichende Seiten im Internet mit hoher Strafe verbieten", und Fabian, ebenfalls aus Bonn, geht noch weiter: "Ich würde Erotikspiele verbieten und heftige Ballerspiele."

Zu Rauschmitteln haben die Schüler ebenfalls eine klare Meinung, wie Hanna aus Rostock deutlich macht: "Drogen und Alkohol sind für mich wie Selbstmord. Ich möchte so viel wie möglich davon aus Deutschland entfernen." Und Nina aus Bad Neuenahr hat schon die kulinarische Alternative parat, zumindest für ihren Job als Bundeskanzlerin: "Es gibt Popcorn zum Frühstück, Eis zum Mittag- und Schokolade zum Abendessen."

Quelle: ntv.de, Torben Klausa, dpa

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