Chinas "bescheidener" Premier Wens Familie hortet Reichtümer
26.10.2012, 11:21 Uhr
Wen Jiabao pflegt das Image des volksnahen und bescheidenen Politikers. Das dürfte nun dahin sein.
(Foto: REUTERS)
Chinesen sind empfindlich, wenn sie erfahren, dass sich Politiker bereichern und Millionen anhäufen. Nun ist ausgerechnet Premier Wen ins Zwielicht geraten: Der "New York Times" zufolge verfügen Wen und seine Verwandten über ein Vermögen von rund 2,1 Milliarden Euro. China lässt den Zugang zu dem brisanten Bericht im Netz prompt sperren.
Die Familie von Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao soll ein Vermögen von umgerechnet etwa 2,1 Milliarden Euro angehäuft haben. Dies berichtete die "New York Times". "Viele Verwandte von Wen Jiabao, unter anderem sein Sohn, seine Tochter, sein jüngerer Bruder und sein Schwager sind während seiner Amtszeit sehr, sehr reich geworden", hieß es. Die Summe habe sich aus einer Analyse von Unternehmensdaten und offiziellen Angaben ergeben, schrieb die Zeitung.
Einige Familienmitglieder hätten "ein Talent für aggressive Geschäftsabschlüsse", so die "NYT". Etwa 80 Prozent des Vermögens werde von entfernteren Verwandten und nicht von Wen Jiabaos Frau oder seinen Kindern kontrolliert. Damit sei dieser Teil des Vermögens nicht von Offenlegungsregeln der kommunistischen Partei betroffen, hieß es. Wen Jiabao selbst gab sich während seiner Regierungszeit immer volksnah und bescheiden.
Die Enthüllungen kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt für die regierende Partei. Auf einem nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteikongress am 8. November soll ein seit langem vorbereiteter Generationswechsel in der Parteiführung besiegelt werden. Chinas Führung ist offenbar so verärgert, dass sie die Webseite der "NYT" sperren ließ. Laut "Guardian" ist sie für Chinesen blockiert.
Berichte über superreiche Parteifunktionäre sorgen in China regelmäßig für Unmut. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wurde der entmachtete Spitzenpolitiker Bo Xilai seines Parlamentssitzes enthoben. Damit verliert Bo Xilai auch seine parlamentarische Immunität. Aus der kommunistischen Partei war er bereits ausgeschlossen worden. Dem 63-Jährigen werden unter anderem Amtsmissbrauch und Bestechung vorgeworfen.
Der 63-Jährige war einer der Favoriten gewesen, um bei dem geplanten Generationswechsel in das höchste Machtgremium - den Ständigen Ausschuss des Politbüros - aufzurücken. Stattdessen wurde er als Parteichef der Millionenstadt Chongqing abgesetzt und aus dem mächtigen Politbüro und dem Zentralkomitee entlassen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa