Isolationshaft in den USA Wie lebendig begraben
16.07.2014, 14:49 Uhr
Das Arizona State Prison in Florence.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Ganze Tage in totaler Einsamkeit, das zunehmende Gefühl verrückt zu werden - Isolationshaft ist eine besonders schwere Strafe. Vor allem in den USA verschwinden viele Häftlinge oft jahrelang in der Einzelzelle ohne soziale Kontakte. Menschenrechtler sehen dramatische Fälle.
Die USA verstoßen nach Einschätzung von Amnesty International durch langanhaltende Isolationshaft für viele Gefangene gegen das Völkerrecht. In ihrem Bericht "Lebendig begraben - Isolationshaft in US-Bundesgefängnissen" wirft die Menschenrechtsorganisation den Justizbehörden vor, für die verheerenden Folgen für die Gesundheit der Gefangenen verantwortlich zu sein. Die Betroffenen "entwickeln Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Paranoia, Wahnvorstellungen und Psychosen", sagte Maja Liebing, US-Expertin von Amnesty in Deutschland.
In Florence in Colorado, wo das einzige Hochsicherheitsgefängnis der US-Regierung mit Platz für 490 männliche Häftlinge stehe, gehöre Isolationshaft zur Routine. Manche Gefangene müssten dort über Jahre 22 bis 24 Stunden täglich in abgeschirmten Einzelzellen verbringen, heißt es in dem AI-Bericht. Erst nach zwölf Monaten würden Hafterleichterungen überhaupt in Betracht gezogen.
Eine Studie von Rechtsanwälten belege, dass die Häftlinge im Schnitt 8,2 Jahre in Isolationshaft verbrächten - in 8,75 Quadratmeter großen Zellen mit schmalen Schlitzen. Die körperliche und psychische Gesundheit der Gefangenen werde oft nur per Telefon überprüft. Nach Angaben der Organisation erhängte sich vor zehn Monaten ein psychisch kranker Gefangener in seiner Zelle, nachdem er über ein Jahrzehnt in Isolationshaft verbracht hatte.
Noch mehr Isolationszellen
"Häftlinge, die psychisch krank oder gefährdet sind, dürfen niemals in Isolationshaft sitzen", sagte Liebing. Der UNO-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Méndez, habe schon vor drei Jahren alle Staaten aufgerufen, Isolationshaft weitgehend abzuschaffen und nur in extremen Ausnahmefällen zu verhängen, niemals aber bei Jugendlichen oder psychisch kranken Menschen.
"Statt sich endlich an das Völkerrecht zu halten, will die US-Regierung offenbar die Isolationshaft in Bundesgefängnissen noch ausweiten", sagte Liebing weiter. So sähen Pläne für ein neues Hochsicherheitsgefängnis in Illinois Isolationszellen nach dem Vorbild von Florence vor. Bereits jetzt werde Isolationshaft auch in anderen US-Bundesgefängnissen in speziellen Trakten angewandt.
Quelle: ntv.de, sba/AFP