Politik

250 Millionen-Projekt Wiederaufbau von Nahr al-Bared

Einen Tag vor der Nahost-Konferenz in Berlin hat eine internationale Geberkonferenz in Wien Millionen für den Wiederaufbau eines 2007 zerstörten libanesischen Palästinenserlagers zugesagt. Wie EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner vor Journalisten bekanntgab, wird Brüssel für die Erneuerung des Flüchtlingslagers Nahr al-Bared (Nord-Libanon) zunächst 45 Millionen Euro bereitstellen. Die USA haben 22 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau des Camps versprochen, das im Sommer 2007 bei Kämpfen zwischen der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Fatah al- Islami mit libanesischen Einheiten weitgehend zerstört worden war.

An der Konferenz beteiligten sich Delegationen aus 70 Ländern. Bei den fast vier Monate dauernden Kämpfen waren nach libanesischen Angaben 179 Soldaten, 226 Fatah-al-Islam-Kämpfer und 50 Zivilisten getötet worden.

Gewaltige Kosten

Die Gesamtkosten des Projekts werden von der Weltbank und dem Flüchtlingshilfswerk der UN (UNRWA) auf rund 250 Millionen US-Dollar geschätzt. Deutschland wird für den Aufbau des Camps zusätzlich sechs Millionen Euro bereitstellen, sagte der Staatsminister im Berliner Außenministerium, Günter Gloser, der Deutsche Presse-Agentur in Wien. Die Zusage sei mit der Forderung nach einer verstärkten Integration der Palästinenser verbunden worden. Rund die Hälfte der Gesamtkosten für den Aufbau werden die arabischen Staaten aufbringen, kündigte der Chef der Arabischen Liga, Amre Mussa, in Wien an.

Die eintägige Geberkonferenz war von Österreich auf Bitten der libanesischen Regierung einberufen worden. Außenministerin Ursula Plassnik warnte, die Hilfe der Internationalen Gemeinschaft solle dazu beitragen, "die Selbstheilungskräfte der Region zu mobilisieren". Allerdings könne sie "kein Ersatz dafür sein, was die Gesellschaft in der Region selbst dazu beitragen muss".

Forderung nach Integration

Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora bedauerte am Rande des Treffens, dass der Kampf um das Lager "einen zu großen Blutzoll unter der Zivilbevölkerung" gefordert habe. Der Wiederaufbau des Camps und der bei den Kämpfen zerstörten Dörfer in der Nachbarschaft werde etwa drei Jahre dauern. Siniora bekundete seine "Solidarität mit dem palästinensischen Volk", das in den vergangenen sechs Jahrzehnten schwer gelitten habe.

EU-Kommissarin Ferrero-Waldner forderte die Libanesen auf, "etwas für die Integration der Palästinenser in die libanesische Gesellschaft zu tun". Der Ägypter Amr Moussa betonte, es müsse jetzt darum gehen, den Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, bis sie im Rahmen einer Lösung des Konflikts entscheiden könnten, ob sie in ihre Heimat zurückkehren oder eine Entschädigung akzeptieren wollten.

Insgesamt gibt es im Libanon 13 offizielle Palästinenserlager, die meist bereits seit der Flucht der Palästinenser aus dem heutigen Israel bestehen. In ihnen leben rund 400.000 offiziell als Flüchtlinge anerkannte Palästinenser.

Quelle: ntv.de

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