Politik

Piusbruderschaft unzufrieden Williamson mit Rauswurf gedroht

Die katholische Piusbruderschaft hat dem Holocaust-Leugner Richard Williamson mit Rauswurf gedroht. "Wenn er erneut den Holocaust leugnet, wird das geschehen", sagte Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Piusbruderschaft dem "Spiegel". "Wenn er schweigt, wenn er in irgendeiner Ecke bleibt, dann ist es wahrscheinlich für alle besser. Ich möchte, dass er für eine gute Zeit aus der Öffentlichkeit verschwindet."

Dass der katholische Bischof Williams sein Amt wieder in vollem Umfang ausüben wird, schloss Fellay aus. "Er hat uns Schaden zugefügt und den Ruf geschädigt. Wir distanzieren uns klar." Die Entschuldigung seines Amtsbruders für die Leugnung des Holocausts begrüßte Fellay hingegen als wichtigen "Schritt in die richtige Richtung". Der Vatikan hatte die Entschuldigung Williamsons jedoch als nicht ausreichend bezeichnet.

Williamson hatte in seiner "Erklärung" betont, er habe im Interview mit dem schwedischen Fernsehen nur die Meinung "eines Nicht-Historikers" wiedergegeben, die sich "aufgrund der damals verfügbaren Beweise gebildet" habe. Schon in dem Interview hatte er sich auf den "Experten" Fred Leuchter berufen, dessen "Leuchter-Report" aus dem Jahr 1988 noch immer zur Grundausstattung von Neonazis und Holocaust-Leugnern gehört.

Entschuldigung nicht hinreichend

Der Vatikan bezeichnete die Entschuldigung Williamsons als nicht ausreichend. Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland regierte mit scharfer Kritik. Williamson ziehe "seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung" keineswegs zurück. Ebenso bezeichnete das Zentralkomitee der deutschen Katholiken Williamsons Erklärung als "in keiner Weise befriedigend".

Williamson hatte in einem Fernsehinterview gesagt, in den Konzentrationslagern der Nazis habe es keine Gaskammer gegeben. Zudem leugnete er den Völkermord der Nazis an sechs Millionen Juden. In den Konzentrationslagern seien nicht mehr als 300.000 Juden ums Leben gekommen, sagte er.

Die Regensburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof, da das Interview in der Nähe von Regensburg aufgezeichnet wurde. Vergangenen Freitag hatte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries erklärt, ein deutscher EU-Haftbefehl gegen Williamson sei möglich.

Gegen Auslieferung durch alle Instanzen

Unterdessen kündigte Williamson an, sich mit allen Mittel gegen eine mögliche Auslieferung zu wehren. Nachdem die deutsche Justiz dem umstrittenen Pius-Bruder auf den Fersen ist, meldete sich erstmals dessen Anwalt zu Wort. Der Bischof würde bis in die letzte Instanz gegen eine Auslieferung kämpfen, sagte Kevin Lowry-Mullins dem "Sunday Telegraph".

Er würde "bis zum House of Lords und darüber hinaus gehen". Der Anwalt, der Medienberichten zufolge schon den Holocaust-Leugner Frederick Toben in London vertreten hatte, betonte, Williamson sei entschlossen, sich jedem Auslieferungsversuch zu widersetzen. In Großbritannien ist das Leugnen des Holocaustes anders als in Deutschland nicht strafbar.

Das Innenministerium in London wollte keine Stellung dazu abgeben, ob es einen Auslieferungsantrag aus Deutschland oder einem anderen Land unterstützen würde. Williamson war am Mittwoch aus Argentinien in seine Heimat zurückgekehrt und hält sich derzeit vermutlich bei der Pius-Bruderschaft in London-Wimbledon auf.

Kardinal Lehmann verteidigt Papst

Im Streit um die erzkonservative Pius-Bruderschaft hat derweil Kardinal Karl Lehmann den Papst verteidigt und die Gruppierung kritisiert. Mit der Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Bruderschaft, darunter Williamson, habe der Papst seinen Mut gezeigt und "einen Schritt des äußersten Entgegenkommens gewagt", erklärte der Mainzer Bischof in einem Hirtenbrief.

"Es ist ein Schritt, der sehr verletzlich macht, wenn die Angesprochenen eine solche extreme Geste nicht annehmen", betonte er. "Hier kann ich in manchen Worten und im Verhalten der sogenannten Pius-Brüder nur eine Beleidigung und höhnische Zurückweisung dieser Einladung des Papstes sehen." Der Kardinal erinnerte an Aussagen der Bruderschaft, dass dies alles nicht genüge und Rom nun weitergehen und Buße tun müsse.

K üng erneuert Kritik

Der katholische Theologe Hans Küng erneuerte seinen Vorwurf, unter Papst Benedikt XVI. drohe die katholische Kirche zu einer Sekte zu werden. Benedikt XVI. habe durch seine mangelnde Bereitschaft zur Ökumene die Beziehungen mit den protestantischen Kirchen belastet. Auch der Dialog mit dem Islam sei über Lippenbekenntnisse nicht hinausgekommen, sagte Küng in Tübingen.

Und durch die Wiederaufnahme des exkommunizierten Williamson sei auch die Beziehung zum Judentum aufs Schwerste belastet worden. "Der Papst sollte feststellen, dass die praktisch bedingungslose Rücknahme der Exkommunikation sich als nicht gerechtfertigt erwiesen hat", forderte Küng.

Quelle: ntv.de

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