Afrikanische Union gegründet "Wir betteln nicht mehr"
09.07.2002, 00:35 UhrMit einer feierlichen Zeremonie ist in der südafrikanischen Hafenstadt Durban die Afrikanische Union (AU) aus der Taufe gehoben worden. "Wir sind an einem stolzen, aber auch herausfordernden Augenblick angekommen", sagte Südafrikas Präsident Thabo Mbeki in seinem einleitenden Vortrag. "Wir sagen, wir betteln nicht mehr um Unterstützung. Es liegt in jedermanns Interesse, bei der Entwicklung Afrikas zu helfen", fügte Südafrikas stellvertretender Außenminister, Aziz Pahad, hinzu.
Mehrere Sprecher bezeichneten die AU-Gründung als historische Wende in der Geschichte des Kontinents. Die Staats- und Regierungschefs der 53 beteiligten Staaten billigten die Schaffung eines Friedens- und Sicherheitsrates, der sich mit der Lösung von Konflikten auf dem Kontinent befassen soll.
Einige Teilnehmer des Gipfeltreffens äußerten sich jedoch auch skeptisch über die Aussichten für mehr Frieden und Demokratie. Problematisch sei, dass ein großer Teil der in Durban zusammengekommenen Staatschefs selbst durch undemokratische Mittel an die Macht gekommen sei und von Verantwortlichkeit gegenüber gewählten Gremien nicht viel halte.
Vorbild EU
Die AU, ein der Europäischen Union nachempfundenes Modell., tritt nahtlos an die Stelle der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU), die 39 Jahre nach ihrer Gründung aufgelöst wird. Viele der Gremien der neuen Gemeinschaft müssen allerdings noch definiert werden.
Erster Vorsitzender der AU wird der südafrikanische Präsident Mbeki. Während die OAU in erster Linie der Auflösung der Kolonialstrukturen verpflichtet war, will sich die AU vor allem der Armutsbekämpfung und der Wahrung der Menschenrechte verschreiben.
Die im Mai 1963 gegründete OAU galt zuletzt nur noch als Gesprächsforum ohne tatsächlichen Einfluss. Die Organisation, der alle unabhängigen Staaten des Kontinents mit Ausnahme Marokkos angehörten, ist mit 42 Mio. US-Dollar zudem hoch verschuldet. Die neue Union soll ein deutlich stärkerer Verband mit eigenem Parlament, Sicherheitsrat und Friedenstruppe werden.
Quelle: ntv.de