Politik

Die Planspiele der SPD-Spitze Wird Gabriel doch nicht Minister?

Ob als Parteichef und Minister oder als Partei- und Fraktionschef: Sigmar Gabriel wird wohl auch in den kommenden vier Jahren wichtig bleiben bei den Genossen.

Ob als Parteichef und Minister oder als Partei- und Fraktionschef: Sigmar Gabriel wird wohl auch in den kommenden vier Jahren wichtig bleiben bei den Genossen.

(Foto: REUTERS)

Finanzressort, Arbeitsminister oder doch lieber das Außenamt: Sigmar Gabriel hält sich für vielseitig begabt. Dass der SPD-Chef in einer Großen Koalition ein Ministeramt übernimmt, schien eigentlich sicher. Doch plötzlich zeichnet sich eine überraschende Wende ab.

Es ist vielleicht einer der spannendsten Fragen in den aufreibenden Verhandlungen zwischen Union und SPD. Wer wird was, wer Finanz- und wer Außenminister in einer Großen Koalition? Glaubt man den Spitzenpolitikern beider Parteien, dann geht es in diesen Tagen ausschließlich um Inhalte. Die Felle sollen erst verteilt und mögliche Posten geklärt werden, wenn das programmatische Korsett eines schwarz-roten Bündnisses steht. So lautet zumindest die Sprachregelung der verhandelnden Koalitionäre.

So wies auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier zuletzt Spekulationen über ein Ministeramt zurück, das er in einigen Wochen möglicherweise übernehmen könnte. "Gehandelt werden zurzeit viele Personen für ganz unterschiedliche Aufgaben. Ich habe eine", sagte er. Erst kurz nach der Wahl hatten ihn die SPD-Abgeordneten als Fraktionschef wiedergewählt. Im Poker um die Ministerien spielt Steinmeier demzufolge keine Rolle. Aber wie zuverlässig ist die Aussage des 57-Jährigen wirklich?

Wie die "Huffington Post" berichtet, soll Steinmeier Außenminister in der neuen Bundesregierung werden. Unter Berufung auf Parteikreise heißt es, die SPD erhalte in einer Großen Koalition das Außen- und nicht das Finanzressort. Übernimmt Steinmeier etwa nach 2005 zum zweiten Mal die Leitung des Auswärtigen Amtes? "Er war ein sehr guter Außenminister", sagt ein Mitglied des SPD-Parteivorstands n-tv.de.

Gabriel wäre nicht der Erste

Geht Steinmeier in das neue Kabinett, wäre jedoch ein Wechsel an der Fraktionsspitze nötig. Ein mögliches Planspiel könnte so aussehen: Der "Huffington Post" zufolge soll Sigmar Gabriel Steinmeier beerben und künftig neben der Partei- auch die Bundestagsfraktion anführen. Der SPD-Chef, der unter anderem für das Finanz- und das Arbeitsressort gehandelt worden war, wolle offenbar doch kein Ministeramt übernehmen. Gabriel wäre nicht der erste Sozialdemokrat, der gleichzeitig Partei- und Fraktionschef war. Auch Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Hans-Jochen Vogel und Rudolf Scharping übten diese Doppelfunktion zwischenzeitlich aus. Damals saßen die Genossen allerdings jeweils in der Opposition und nicht auf den Regierungsbänken.

Der Koalitionspoker zwischen Union und Sozialdemokraten zeigt: Alles scheint möglich in diesen Tagen. Die Rochade wäre für Gabriel und Steinmeier gleichermaßen attraktiv. Der Parteichef könnte seine Macht erweitern. Damit stiegen wohl auch seine Chancen, sich als möglicher Kanzlerkandidat für 2017 in Stellung zu bringen. Steinmeier würde unterdessen in ein Amt zurückkehren, das er bestens kennt und welches ihm während der letzten Großen Koalition zu großer Popularität verhalf.

Doch sicher ist das Wechselspiel zwischen Partei- und Fraktionschef nicht. Denkbar wäre auch eine weitere Variante. Geht es um mögliche Kandidaten für den Fraktionsvorsitz, fällt in der SPD auch ein weiterer Name häufig: der von Generalsekretärin Andrea Nahles. Erhielte sie den Zuschlag, wäre wieder ein lukrativer Posten frei.

Quelle: ntv.de, cro

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