Politik

Rapido! Wohnen wird teurer

Erstmals seit fast 20 Jahren steigen in Deutschland wieder die Mieten; zum Teil ganz erheblich. So müssen Neu-Berliner 14 Prozent mehr Geld hinblättern als noch vor einem Jahr. Schuld sollen die vielen Singles sein – und der wirtschaftliche Aufschwung. Es gibt aber auch Ausnahmen: Wer kann, sollte nach Kiel ziehen, da sinken die Mieten.

In Berlin müssen die Haushalte inzwischen im Durchschnitt knapp 30 Prozent ihres Einkommens für die Nettokaltmiete aufbringen.

In Berlin müssen die Haushalte inzwischen im Durchschnitt knapp 30 Prozent ihres Einkommens für die Nettokaltmiete aufbringen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Seit fast 20 Jahren sind in Deutschland die Mieten kaum oder nur moderat angehoben worden. Nun wollen die Vermieter offenbar kräftig nachholen: Nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" müssen Neumieter in kreisfreien Städten heute durchschnittlich fünf Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. Besonders rapide stiegen die Mieten in vielen Großstädten, schreibt die Zeitung unter Berufung auf das Immobilien-Marktforschungsinstitut Empirica. In Berlin koste das Wohnen heute 14 Prozent mehr als vor einem Jahr, in Düsseldorf seien die Mieten im Schnitt um 13 Prozent gestiegen, in Köln und Bonn um zwölf Prozent. Auch in Hamburg und Frankfurt am Main wurden die Mieten den Angaben zufolge mit sieben Prozent überdurchschnittlich stark angehoben.

Freiluftanzeige im angesagten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

Freiluftanzeige im angesagten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Grund für die Mieterhöhungen sei, dass viele Städte seit Jahren an Einwohnern gewonnen hätten, die noch dazu immer häufiger allein lebten, sagte Empirica-Immobilienexperte Reiner Braun der "FAS". Es seien aber nicht so viele neue Wohnungen gebaut worden. Außerdem habe sich in diesem Jahr der wirtschaftliche Aufschwung ausgewirkt. "Die Leute sind zuversichtlicher geworden und ziehen auch eher einmal um. Deshalb können die Vermieter höhere Mieten durchsetzen", erläuterte Braun.

Vermieter holen nach

Die Vermieter hätten einiges nachzuholen, schrieb die Zeitung. Seit 1993 seien die Mieten kaum gestiegen, sagte demnach der Marktforscher Andreas Schulten vom Institut Bulwien Gesa. "Relativ zu den Einkommen ist Wohnen in Deutschland 17 Jahre lang billiger geworden. Da setzt nun ein Nachholeffekt ein", analysierte Schulten.

Toscana? Nein, in der Kleinstadt Werder bei Berlin. Zehn Mieter leben in diesem sanierten früheren Industriegelände. Sicher auch nicht ganz billig.

Toscana? Nein, in der Kleinstadt Werder bei Berlin. Zehn Mieter leben in diesem sanierten früheren Industriegelände. Sicher auch nicht ganz billig.

(Foto: dpa)

Auch in kleineren Städten können die Mieten dem Bericht zufolge schnell steigen. In Zweibrücken beispielsweise hätten die Preise um zwölf Prozent angezogen, in Jena um zehn und in Rostock um acht Prozent. Nach wie vor gebe es allerdings Städte, in denen die Mieten nur langsam steigen, berichtet die "FAS". So seien in München neu vermietete Wohnungen nur drei Prozent teurer als vor einem Jahr, in Stuttgart zwei Prozent. In Kiel seien die Mieten sogar um vier Prozent gesunken.

Durchschnittlich 3,4 Prozent mehr

Im Durchschnitt in ganz Deutschland ermittelte Empirica laut "FAS" eine Mietsteigerung von 3,4 Prozent. Die Zahlen beziehen sich auf inserierte Kaltmieten für die Vermietung von 60- bis 80-Quadratmeter-Wohnungen mit gehobener Ausstattung, die frühestens im Jahr 2000 gebaut wurden.

Quelle: ntv.de, AFP

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