Bürgerfest statt Schreibtisch Wulff spricht vor Publikum
24.12.2010, 00:01 Uhr
(Foto: dapd)
Als erster Bundespräsident hält Wulff seine Weihnachtsansprache nicht vom Schreibtisch aus, sondern vor Publikum. Er ruft zur Solidarität auf - im zwischenmenschlichen Alltag, aber auch in Europa. Erneut bekennt Wulff sich zur kulturellen Vielfalt Deutschlands.
Bundespräsident Christian Wulff hat in seiner Weihnachtsansprache den Zusammenhalt Europas beschworen. Ohne die Schuldenkrise direkt zu erwähnen, sagte er: "Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa." Das gleiche erwarte Deutschland von den Partnern. "Alle müssen ihre Hausaufgaben machen. Wir haben Vertrauen in die europäische Einigung und in die Kraft Europas."
Auch die Bürger rief der Bundespräsident zur Solidarität auf. "Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen", betonte er.

Wulff führte seine Gäste persönlich durchs Schloss Bellevue und hatte offensichtlich Spaß dabei.
(Foto: dpa)
Der Staat könne Menschen in Not im Rahmen seiner Möglichkeiten zwar finanziell unterstützen, erklärte Wulff in seiner ersten Weihnachtsansprache als Präsident. "Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen: Dafür braucht es Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist."
Nötig seien Menschen, die Kranke besuchten, sich im Verein oder in Bürgerinitiativen engagierten und die einander ebenso wie Fremden Respekt zollten. "Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Gemeinschaft - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause bedeuten", sagte der Präsident.
Erste Weihnachtsansprache vor Publikum
Anders als seine Vorgänger hielt Wulff seine Rede, die am ersten Weihnachtstag im Fernsehen ausgestrahlt wird, bei der Aufzeichnung nicht von seinem Schreibtisch aus. Er lud 200 ehrenamtlich engagierte Bürger, Helfer und Angehörige von Polizei und Bundeswehr sowie Kinder als Zuhörer ins Schloss Bellevue. Mit ihnen verbrachte er anschließend den Nachmittag.
Wie schon bei seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit, als er den Islam als Bestandteil Deutschlands bezeichnete und damit eine heftige Debatte auslöste, bekannte sich der Bundespräsident auch diesmal zur kulturellen Vielfalt des Landes. "Unsere Gesellschaft ist frei und bunt", sagte Wulff. "Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen."
Quelle: ntv.de, rts/dpa