Politik

Trotz sozialem Druck in Gemeinschaften Zahl der Beschneidungen sinkt

Weltweit leiden Millionen Frauen unter der Folgen von Genitalverstümmelungen. Die Unicef meldet nun einen positiven Trend. Doch der gilt längst nicht überall.

Das vor fünf Tagen beschnittene Mädchen Fay Mohammad liegt in Somalia mit zusammengebundenen Beinen auf einer Decke. In Somalia geht die Zahl der Beschneidungen kaum zurück.

Das vor fünf Tagen beschnittene Mädchen Fay Mohammad liegt in Somalia mit zusammengebundenen Beinen auf einer Decke. In Somalia geht die Zahl der Beschneidungen kaum zurück.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mädchen werden laut einer Unicef-Studie derzeit deutlich seltener Opfer von Genitalverstümmelungen als die Generation ihrer Mütter. In den meisten Ländern, in denen es die Tradition der Mädchenbeschneidung gibt, spricht sich laut einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks inzwischen eine Mehrheit der Menschen gegen das brutale Ritual aus.

UNICEF untersuchte die Situation in den 29 am stärksten von Genitalverstümmelungen betroffenen Ländern. Dem Bericht zufolge geht der Wandel allerdings in vielen Regionen nur langsam voran. So bestehe für weiterhin jährlich drei Millionen Mädchen die Gefahr, an den Genitalien beschnitten zu werden. Weltweit müssen laut UNICEF 125 Millionen Frauen mit den Folgen des Eingriffs leben.

Deutliche Fortschritte gebe es in Irak, Kenia, Liberia, Nigeria, Tansania und der Zentralafrikanischen Republik. In anderen Ländern wie Ägypten, Dschibuti, Guinea oder Somalia habe sich aber wenig geändert. Dort würden weiter mehr als 90 Prozent der Mädchen beschnitten.

Wie UNICEF berichtet, wird als häufigster Grund für die fortgesetzte Mädchenbeschneidung das Gefühl sozialer Verpflichtung angegeben. Die Angst vor Ausgrenzung sei dabei sogar stärker als die Sorge vor Strafverfolgung wegen des in vielen Ländern inzwischen gesetzlich verbotenen Brauchs.

UNICEF fordert als Konsequenz eine offene Debatte in den betroffenen Ländern. Denn häufig würden Eltern ihre Töchter beschneiden lassen, weil sie annehmen, dass das erwartet werde - obwohl in mehreren dieser Länder auch die Mehrheit der Männer gegen Mädchenbeschneidung sei.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet vier Formen der Beschneidung: Bei Typ 1 wird die Klitoris entfernt, bei Typ 2 zusätzlich auch die kleinen Schamlippen. Bei Typ 3, der Pharaonischen Beschneidung, werden die Klitoris, die kleinen und die inneren Seiten der großen Schamlippen entfernt und die Seiten der Vulva zusammengenäht. Typ 4 fasst alle Eingriffe zusammen, die die weiblichen Genitalien verletzen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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