Politik

Präsidentenwahl in Pakistan Zardari nominiert

Der Witwer der ermordeten pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto, Asif Ali Zardari, ist von seiner Partei als Präsidentschaftskandidat nominiert worden. Zardari habe den Parlamentsabgeordneten seiner PPP für die einstimmige Wahl gedankt und eine Entscheidung über seine Kandidatur binnen 24 Stunden angekündigt, sagte Informationsministerin Sherry Rehman in Islamabad.

Zuvor war bekannt geworden, dass nach dem Rücktritt von Pervez Musharraf in Pakistan am 6. September ein neuer Präsident gewählt werden soll. Diesen Termin legte die staatliche Wahlkommission fest.

Entscheidung zu Richtern vertagt

Das Parlament in Islamabad und die Provinzparlamente seien aufgerufen, ein neues Staatsoberhaupt zu bestimmen, hatte der Sprecher der Wahlkommission, Kunwar Dilshad, in Islamabad erklärt. Unterdessen vertagte die Regierung eine Entscheidung im Streit um die Wiedereinsetzung von mehr als 60 entlassenen Richtern bis zum kommenden Mittwoch.

Laut Verfassung bestimmen die beiden Parlamentskammern und die vier Provinz-Versammlungen den Präsidenten. Musharrafs Nachfolge ist einer der Streitpunkte, an denen die fragile Regierungskoalition aus Pakistanischer Volkspartei (PPP) und der Muslim-Liga (PML-N) zu zerbrechen droht.

Musharraf war am Montag auf Druck der Parlamentsmehrheit nach rund neun Jahren an der Macht zurückgetreten. Die Regierung konnte sich bislang jedoch nicht auf einen Nachfolger verständigen. Zardari hatte bereits zuvor erklärt, der künftige Präsident müsse aus den Reihen der PPP kommen, da diese die meisten Abgeordneten im Parlament stelle.

Unabh ängiger Kandidat?

Die Muslim-Liga (Nawaz/PML-N) von Ex-Premier Nawaz Sharif favorisiert indes einen unabhängigen Kandidaten. Die Bewerber müssen ihre Nominierungsunterlagen bis kommenden Dienstag einreichen.

Die für diesen Freitag mit Spannung erwarteten Gespräche der Vier-Parteien-Koalition über den Umgang mit den von Musharraf während des Ausnahmezustands im vergangenen Herbst entlassenen Juristen wurden erneut verschoben.

Nach einem Treffen mit den kleinen Parteien der Koalition, die im Streit zwischen PPP und Muslim-Liga (Nawaz) vermitteln, erklärte PML-N-Chef Sharif, er habe der nochmaligen Verschiebung der Entscheidung zugestimmt, um einen Bruch der Koalition zu verhindern. Kommende Woche solle auch das Parlament über eine entsprechende Resolution beraten, so Sharif. Anders als die PPP fordert die PML-N eine bedingungslose Wiedereinsetzung der Juristen.

Mehr Tote nach Anschlag

Unterdessen ist die Zahl der Toten nach den Selbstmordanschlägen vor einer Waffenfabrik im Nordwesten des Landes auf 70 gestiegen. Wie die Polizei mitteilte, erlagen in der Nacht zum Freitag sechs Menschen ihren schweren Verletzungen. Die Zahl könne jedoch weiter steigen, da der Zustand von mindestens 25 der mehr als 100 Verletzten kritisch sei. Am Donnerstag hatten sich drei Attentäter vor den Werkstoren der Fabrik in der Stadt Wah in die Luft gesprengt.

Im Zuge der Ermittlungen wurden nach Polizeiangaben bislang mehr als zehn Verdächtige festgenommen. Wie der Sender DawnNews am Freitag berichtete, soll es sich bei einem der Festgenommenen um einen vierten mutmaßlichen Selbstmordattentäter handeln. Der Mann, der eine Sprengstoffweste getragen habe, sei in der Nähe des Tatorts in einer Moschee entdeckt worden. Die Bewegung Tehrik-e-Taliban, die als pakistanischer Ableger der in Afghanistan aktiven radikal-islamischen Taliban gilt, hatte sich zu den Anschlägen bekannt.

200.000 auf der Flucht

Nach Einschätzung des Roten Kreuzes sind mehr als 200.000 Menschen auf der Flucht vor bewaffneten Unruhen im Nordwesten Pakistans. Besonders betroffen sei die Region Bajaur an der pakistanisch-afghanischen Grenze, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf mit.

Ein soeben gestartetes Hilfsprogramm solle rund 64.000 dieser Menschen auf beiden Seiten der Grenze mit Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten versorgen. Viele Vertriebene seien vorübergehend von privaten Gastfamilien aufgenommen worden, die selber arm seien, sagte der Chef der Rotkreuz-Delegation in Pakistan, Pascal Cuttat.

Quelle: ntv.de

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