Metall-Tarifrunde Zeichen stehen auf Sturm
11.12.2001, 11:59 UhrDie Zeichen für die Metall-Tarifrunde, die in zwei Monaten beginnen soll, stehen auf Sturm. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall beantwortete die Fünf-bis-Sieben-Prozent-Forderung der IG Metall mit einem Angebot von lediglich zwei Prozent Lohnerhöhung. Das Angebot entspricht einer angenommenen Höhe des Produktivitätszuwachses in 2002. Die Gewerkschaften wiesen das Angebot empört zurück.
Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegießer warnt in der "Bild"-Zeitung: "Ein Porsche-Tarif für alle trägt uns aus der Kurve." Aus dem Ruder laufende Personalkosten würden die schwierige Wirtschaftslage verschärfen. Zwar sei es richtig, dass die Metall- und Elektrobranche aus einer Aufschwungsphase komme, aber offensichtlich habe die IG Metall den "Temperatursturz" nicht nachvollzogen. Im Oktober seien die Aufträge im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,5 Prozent eingebrochen. Die Produktivität sei die einzig richtige Orientierungsmarke. Kannegiesser forderte auch eine Tariflaufzeit von zwei Jahren. Die IG Metall schlug eine einjährige Laufzeit vor.
Beide Forderungen lehnte der IG Metall-Vizevorsitzende Jürgen Peters entschieden ab. "Mit uns wird es weder mehrjährige Lohnabschlüsse noch Tarifverträge geben, die sich nur am gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum orientieren", erklärte er in Frankfurt am Main. Mit einem Nettogewinn von 55 Mrd. Mark gehe es der Metallbranche vergleichsweise gut. Die Unternehmen hätten "überhaupt keinen Grund zu jammern", sagte Peters.
Auch außerhalb der Branche ernete die IG Metall für ihre Tarifforderungen harte Kritik. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte im Südwestrundfunk, überhöhte Forderungen seien nun auch in anderen Branchen zu befürchten. Ein solches Vorgehen wäre verantwortungslos.
BDI-Präsident Michael Rogowski sagte der "Bild"-Zeitung: "Das ist Traumtänzerei und völlige Missachtung der Realitäten! Wenn wir neue Arbeitsplätze schaffen wollen, müssen wir unter dem Produktivitätszuwachs bleiben. Diesen schätzen die Wirtschaftsweisen für 2002 auf 1,8 Prozent. "
Das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Horst Siebert befürchtet negative Auswirkungen auf die Konjunkturentwicklung. "An die Arbeitslosen denkt bei dieser Tarifforderung niemand. Eine ausufernde Lohnrunde wäre ein Konjunkturkiller."
Die IG Metall hatte als erste Gewerkschaft ihre Forderungen für die kommende Tarifrunde veröffentlicht. Der Vorstand empfahl am Montag den Bezirken, für die 3,6 Mio. Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie zwischen fünf und sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt zu verlangen, und kam damit einer Forderung der Basis nach.
Quelle: ntv.de