Politik

Äthiopien verliert Regierungschef Zenawi stirbt "im Ausland"

Meles Zenawi wurde 57 Jahre alt.

Meles Zenawi wurde 57 Jahre alt.

Meles Zenawi ist tot. Der 57-jährige Äthiopier war ein afrikanischer Regierungschef mit vielen Facetten. Der ehemalige Widerstandskämpfer galt dem Westen Jahre lang als verlässlicher Partner im Kampf gegen den islamistischen Terror. Vermutlich erliegt der Premierminister einem Krebsleiden - offenbar in einer ausländischen Klinik.

Äthiopiens Ministerpräsident Meles Zenawi ist tot. Der 57-Jährige sei am Montagabend gegen Mitternacht in einem Krankenhaus im Ausland verstorben, erklärte Regierungssprecher Bereket Simon in der Hauptstadt Addis Abeba, ohne weitere Details zu nennen. Der Regierungschef war seit zwei Monaten nicht mehr öffentlich gesehen worden und fehlte bei Gipfeltreffen und Parlamentsabstimmungen. Gerüchte über eine Krebserkrankung hatten die Runde gemacht.

Zenawi spricht mit Merkel im Mai 2011 beim G8-Gipfel in Deauville, Frankreich.

Zenawi spricht mit Merkel im Mai 2011 beim G8-Gipfel in Deauville, Frankreich.

(Foto: dpa)

Diplomaten hatten im Juli erklärt, Meles ringe in einer Brüsseler Klinik mit dem Tod. Die äthiopische Regierung dementierte dies damals und erklärte, der Ministerpräsident sei bei guter Gesundheit. Der frühere Rebellenkämpfer Meles regierte Äthiopien seit mehr als zwei Jahrzehnten. Lange galt er als verlässlicher Partner der USA im Kampf gegen den islamistischen Terror.

Das christlich-orthodox geprägte Land am Horn von Afrika wurde unter seiner Führung zu einer Insel der Stabilität in der Region, was wiederum Investoren anlockte und einen Bauboom ermöglichte. Aber Zenawi war gleichzeitig ein höchst umstrittener Regierungschef, dem viele vorwarfen, seit Jahrzehnten an der Macht zu kleben und jegliche Opposition zu unterdrücken.

Schon an der Uni politisch aktiv

1955 als Legesse Zenawi in der Provinz Tigray im Norden Äthiopiens geboren, nahm er später den Namen Meles an, zu Ehren eines während des Widerstandskampfes getöteten Mitkämpfers. Er studierte in Addis Abeba und an Universitäten in Großbritannien und den Niederlanden. Bereits während seiner Universitätsjahre wurde Zenawi politisch aktiv.

Nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie und der Errichtung der kommunistischen Diktatur von Mengistu Haile Mariam - die als "roter Terror" in die Geschichte des Landes einging - schloss sich Zenawi der neu gegründeten Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) an. Mit Hilfe der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF) des damals zu Äthiopien gehörenden Eritrea gelang der Oppositionsbewegung 1991 der Sturz des seit 14 Jahren wütenden Mengistu-Regimes.

100.000 Tote im Eritrea-Krieg

Bei den Wahlen 1995 wurde Zenawi zum Regierungschef gewählt - ein Amt, das er 17 Jahre lang innehaben sollte. Die Wahlergebnisse waren dabei häufig umstritten, im Jahr 2005 kam es zu blutigen Tumulten mit über 200 Toten und zahlreichen Festnahmen Oppositioneller. Von 1998 bis 2000 zog das Land unter Zenawis Führung in einen Grenzkrieg gegen das mittlerweile abgespaltene Eritrea, bei dem fast 100.000 Menschen ums Leben kamen.

Internationale Organisationen haben Äthiopien immer wieder wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Erst kürzlich waren der prominente Journalist Eskinder Nega und zahlreiche Oppositionspolitiker zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie die umstrittenen nationalen Vorschriften zur Terrorismus-Bekämpfung verletzt haben sollen. Viele Oppositionelle sind ins Exil gegangen.

Doch Äthiopien, das seit Jahrzehnten immer wieder von Dürren und Hungerkatastrophen heimgesucht wird, hat unter Zenawi auch einen nie dagewesenen Aufschwung erlebt. Straßenbau-, Bildungs- und Gesundheitsprojekte wurden zielstrebig vorangetrieben, zeitweise war das Wirtschaftswachstum des Landes das höchste aller nicht ölexportierenden Staaten in Subsahara-Afrika. Gleichzeitig belegt Äthiopien auf dem Entwicklungsindex weiterhin einen der untersten Plätze. Zenawi hatte zuletzt angekündigt, 2015 nicht erneut für das Amt des Premierministers kandidieren zu wollen.

Quelle: ntv.de, dpa

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