Groenewold war auf finanzielle Hilfe angewiesen Zeugin belastet Wulff schwer
22.01.2014, 16:41 Uhr
Wulff und Glaeseker sind jetzt keine Freunde mehr.
(Foto: dpa)
"Eine Hand wäscht die andere", heißt ein Sprichwort, das die Grauzone zwischen gegenseitiger Hilfe und Korruption bezeichnet. Dass der Unternehmer Groenewold auf die Hilfe seines Kumpels Wulff angewiesen war, wird jetzt durch eine Zeugenaussage untermauert.
Der Filmmanager David Groenewold soll 2008 in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein und auf die Hilfe des damalige niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff gesetzt haben. Mit dieser Aussage im Korruptionsprozess gegen Wulff stützte eine frühere Sekretärin Groenewolds die Darstellung der Anklage. Die Zeugin sagte vor dem Landgericht Hannover: "Er hat zu mir gesagt, dass er sicher ist, dass Herr Wulff helfen kann."
Nach ihrer Erinnerung habe sie im September 2008 einen entsprechenden Brief im Auftrag Groenewolds an Wulff geschickt, sagte die Sekretärin weiter. Der sollte den Siemens-Konzern dazu bringen, ein Filmprojekt des Groenewold-Unternehmens Odeon Film zu fördern: "Das war für Odeon wirtschaftlich sehr bedeutsam." Die Aktie sei in dem Herbst in den Keller gerauscht. "Herr Groenewold war unglaublich aufgeregt", sagte die Zeugin.
"Der Brief war überlebenswichtig", betonte die Zeugin. Groenewold habe sie persönlich damit beauftragt. "Es war eine wichtige Sache, er hätte mir den Kopf abgerissen, wenn ich es nicht gemacht hätte." Die Verteidigung hatte erklärt, der Bittbrief sei zwar geschrieben, aber nie an Wulff versandt worden.
Wulff war ein Tankstellentyp
Ebenfalls als Zeuge gehört wurde der frühere Wulff-Vertraute Olaf Glaeseker. Glaeseker sagte, er habe von Aktivitäten des Ministerpräsidenten zu Gunsten Groenewolds nichts gewusst. Als Regierungssprecher sei er überhaupt nicht mit Vorgängen zur Filmförderung in der Staatskanzlei befasst gewesen. "Ich weiß darüber gar nichts", sagte er.
Gefragt nach seinem Verhältnis zu Wulff sagte Glaeseker: "Ich fühlte mich ihm über viele Jahre freundschaftlich verbunden." Bekannt ist, dass die beiden Männer jetzt keinen Kontakt mehr miteinander haben. Mit dem Mitangeklagten Groenewold ist Glaeseker nach eigener Einschätzung dagegen weiterhin befreundet. "Er ist sicher ein Freund, weil wir auch privat Zeit miteinander verbringen, das dauert bis heute an", sagte er.
Glaeseker sprach auch über das großzügige Wesen des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten."Wir waren ja auch unterwegs. Wulff ist ein Tankstellentyp. Der muss immer Saft oder was Süßes kaufen. Er hat mich immer gefragt, ob er mir was mitbringen soll", so Glaeseker.
Wulff ist wegen Vorteilsannahme angeklagt und Groenewold wegen Vorteilsgewährung. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte Groenewold im September 2008 Teile der Kosten einer Reise des Ehepaares Wulff nach München übernommen und Wulff sich im Gegenzug bei Siemens für die finanzielle Unterstützung des Filmprojekts eingesetzt.
Weitere Beweisanträge könnten folgen
Kurz vor Weihnachten hatte die 2. Große Strafkammer in einer Zwischenbilanz die Einschätzung geäußert, dass der Korruptionsvorwurf gegen die beiden Angeklagten nicht zu beweisen sei. Die vom Gericht vorgeschlagene Einstellung des Verfahrens lehnten aber sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft ab.
Nun plant das Gericht nach Angaben des Vorsitzenden Richters Frank Rosenow, über noch offene Beweisanträge am 6. Februar zu entscheiden. Am 20. Februar soll dann die Beweisaufnahme geschlossen und mit den Plädoyers begonnen werden. Am 27. Februar könnte dann das Urteil fallen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa