Politik

"Sechs Monate sind zu wenig" Zivildienst vor dem Aus

Rettungsdienste müssen künftig möglicherweise ohne Zivildienstleistende auskommen. Mehrere Wohlfahrtsverbände wollen in einigen Bereichen komplett auf Kriegsdienstverweigerer verzichten.

Im Alten- und Pflegewohnheim St. Franziskus der Caritas in Langenfeld.

Im Alten- und Pflegewohnheim St. Franziskus der Caritas in Langenfeld.

(Foto: dpa)

Grund ist die geplante Verkürzung des Zivildienstes von neun auf sechs Monate. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisierte, durch die Verkürzung bleibe im Rettungsdienst nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Arbeit. Um in diesem Bereich "Zivis" einzusetzen, müssten sie erst einmal drei Monate ausgebildet werden, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Werner Hesse. Vertreter des Deutschen Caritasverbandes und des Deutschen Rotes Kreuzes (DRK) äußerten sich ähnlich.

Die neue Bundesregierung aus Union und FDP hatte sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf eine Verkürzung der Wehrpflicht geeinigt. Damit würde vom Jahr 2011 an auch die Länge des Zivildienstes auf ein halbes Jahr gekappt.

Bei einfacheren Tätigkeiten wie Fahrdiensten und "Essen auf Rädern" wollen die Verbände aber weiter auf die derzeit rund 76.000 Zivis setzen. "Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, einen theatralischen Ausstieg zu planen", sagte eine Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt. Die AWO drängt nun aber auf die seit langem geforderte Stärkung des freiwilligen sozialen Jahrs.

Gezerre um die Wehrpflicht

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich stets öffentlich zur Wehrpflicht bekannt. Damit galt schon vor Beginn der Koalitionsverhandlungen die Forderung der FDP nach einer "Aussetzung" der Wehrpflicht als nicht verhandelbar. FDP-Chef Guido Westerwelle hatte noich vor der Bundestagswahl die Wehrpflicht als "überflüssig" und "ungerecht" bezeichnet. Derzeit werden nur rund 15 Prozent der Männer eines Jahrgangs eingezogen.

456.000 Männer gemustert, 68.270 eingezogen

Das Verteidigungsministerium bestreitet hingegen eine Wehrungerechtigkeit. Es beruft sich unter anderem auf die inzwischen verschärften Einberufungskriterien. Danach wird niemand mehr eingezogen, der die ersten beiden Tauglichkeitsstufen nicht erfüllt.

Die Bundeswehr hat rund 250.000 Soldaten. Darunter sind 35.000 Stellen für Wehrdienstleistende und 25.000 Stellen für freiwillig länger Dienende. Laut Verteidigungsministerium wurden im vorigen Jahr 456.000 Männer zwischen 18 und 23 Jahren gemustert und 68.270 einberufen. 1992 absolvierten noch etwa 200.000 Männer Wehrdienst.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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