Nach dem Brand in Zwickau Zschäpe flüchtete mit Katzen
30.07.2013, 13:21 Uhr
Beate Zschäpe wird in den Gerichtssaal geführt.
(Foto: dpa)
Im NSU-Prozess sagen Nachbarn Beate Zschäpes aus – eine Zeugin enthüllt Details über das Feuer in der Zwickauer Wohnung der Terror-Zelle. Zschäpe wird vorgeworfen, den Brand gelegt zu haben. Die Katzen der Angeklagten könnten noch eine wichtige Rolle im Prozess spielen.
Kurz nach der Explosion in der Wohnung der rechtsextremen "Zwickauer Zelle" hat eine Zeugin Beate Zschäpe mit zwei Katzenkörben in der Hand weglaufen sehen. Das schilderte eine junge Frau aus der Nachbarschaft im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München. Zschäpe habe einen roten Mantel angehabt und sei in schnellem Laufschritt weggegangen. "In jeder Hand eine Katzenbox, mehr habe ich nicht gesehen", berichtete die 18-Jährige. Dann habe sie die Feuerwehr alarmiert.
Das Gericht hörte drei Zeuginnen aus der Nachbarschaft der mutmaßlichen Terroristen: Die 18-jährige Janice M., ihre Großmutter und deren Schwester. Die Aussagen sind vor allem unter einem Aspekt von Bedeutung: In der Wohnung neben den mutmaßlichen Rechtsterroristen wohnte eine 89-jährige Frau - die Urgroßtante von Janice M. Ihren Tod soll Zschäpe in Kauf genommen haben, als sie am 4. November 2011 nach dem Selbstmord ihrer mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die gemeinsame Wohnung anzündete; außerdem den Tod zweier Handwerker, die normalerweise im Haus tätig waren. Deshalb ist Zschäpe auch wegen Mordversuchs angeklagt.
"Geh' raus, nebenan brennt's."
Die 64-jährige Monika M. berichtete, wie sie sofort nach der Explosion bei ihrer betagten Tante anrief. "Ich hab' ihr gesagt: "Geh' raus, nebenan brennt's." Dann hat sie das Fenster aufgemacht und geguckt ob's wirklich brennt." Sie sei dann hinüber gelaufen, um ihrer Tante zu helfen. Ihre Schwester sei schon drüben gewesen und habe die alte, gehbehinderte Frau herausgeführt. "Sie hat erst im Laufe des Abends kapiert, was los war."
Die Nachbarin glaubt, dass Zschäpe den Tod ihrer Tante riskierte: "Sie wusste, dass die Frau nebenan da ist. Dass sie auch ganz schlecht zu Fuß rauskonnte. Es hätte ja auch noch schlimmer ausgehen können." Möglicherweise hatte Zschäpe auch Glück, dass nicht noch mehr Menschen gefährdet wurden: Üblicherweise trafen sich die Nichten immer Freitagnachmittags zum Kaffeekranz bei ihrer Tante; an diesem Tag waren sie später dran als sonst.
Zschäpe als freundliche Nachbarin?
Die alte Frau soll ihren Nichten auch gesagt haben, dass noch jemand an der Tür geklingelt habe. Aber bis sie am Fenster war, sei niemand mehr dagewesen. Ob es Zschäpe war, die sie warnen wollte - wie es die Fragen von Verteidiger Wolfgang Stahl wohl andeuten sollen? Die Sprechanlage habe die schwerhörige Frau jedenfalls nicht benutzt. Inzwischen lebt sie in einem Heim, es ist zweifelhaft, ob sie als Zeugin aussagen kann.
Ansonsten beschrieben alle Zeuginnen Zschäpe als freundliche Nachbarin, die grüßte und hier und da mal einen kleinen Schwatz hielt. Zschäpe habe gesagt, dass sie mit ihrem Freund und dessen Bruder in der Wohnung lebe. Ob sie das geglaubt habe, will der psychologische Gutachter wissen. Monika M. antwortete mit einem langen, zögernden "Ja... einigermaßen".
Und noch etwas muss die Nachbarn irritiert haben an der Wohnung der mutmaßlichen Neonazi-Terroristen: In einem Fenster gab es eine rote Lampe, die manchmal leuchtete. "Wir haben am Anfang immer gedacht, die arbeitet in 'nem anderen Bereich", sagte eine Nachbarin. Als würde die Lampe bedeuten: "So, der nächste kann kommen."
Quelle: ntv.de, dpa