NSU-Prozesstag fällt aus Zschäpe meldet sich krank
07.05.2014, 10:11 Uhr
Beate Zschäpe ist nach einer mysteriösen Nachricht, die sie offenbar aus der Bahn geworfen hat, plötzlich krank.
(Foto: dpa)
Eigentlich sollte der Bruder des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt vor Gericht als Zeuge aussagen. Doch die Hauptangeklagte Zschäpe meldet sich weiter krank. Welche Nachricht sie am Vortag so aus der Bahn geworfen hat, ist immer noch unklar.
Der eigentlich geplante NSU-Prozesstag muss wegen Krankheit der Hauptangeklagten Beate Zschäpe komplett ausfallen. Das teilte der Vorsitzende Richter unmittelbar vor dem geplanten Beginn der Verhandlung mit.
Im Münchner NSU-Prozess hätte heute d er ältere Bruder des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt als Zeuge gehört werden sollen. Er sollte unter anderem zum privaten Umfeld und zu gemeinsamen Kontakten der Brüder befragt werden. Ebenfalls als Zeugin geladen war die Ehefrau des Angeklagten Ralf Wohlleben.
Uwe Böhnhardt und seinem Komplizen Uwe Mundlos werden unter anderem zehn Morde angelastet, davon neun an Kleinunternehmern ausländischer Herkunft. Die beiden erschossen sich im November 2011, um einer Festnahme zu entgehen. Beate Zschäpe, Hauptangeklagte im NSU-Prozess, muss sich als Mittäterin bei allen Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" verantworten. Wohlleben ist, weil er eine Waffe besorgt haben soll, wegen Beihilfe angeklagt.
Mysteriöse Nachricht haut Zschäpe um
Schon der vorige Prozesstag fiel wegen Unwohlseins von Beate Zschäpe und eines darauf folgenden Befangenheitsantrags gegen einen Gerichtsarzt nahezu komplett aus. Als Grund für ihre Übelkeit gab Zschäpe nach Angaben des Arztes eine Nachricht an, die sie unmittelbar vor Sitzungsbeginn erhalten habe. Genauere Angaben dazu machte sie nicht.
Am Dienstagabend wurde bekannt, dass das Gericht möglicherweise drei Briefe Zschäpes an einen inhaftierten Gesinnungsgenossen in Nordrhein-Westfalen beschlagnahmen will - darunter ein neues, bisher unbekanntes Schreiben von Mitte April. Hintergrund ist, dass das Münchner Oberlandesgericht eventuell ein Sprachgutachten erstellen lassen möchte, um die Co-Autorenschaft Zschäpes an einem Manifest des NSU zu klären. Dies geht aus einem Schreiben des Senats mit Datum vom 2. April hervor.
Autorenschaft würde Zschäpe weiter belasten
Im Hinblick auf entsprechende Beweisanträge werde erwogen, drei Briefe Zschäpes als Beweismittel zur Erstellung eines solchen forensisch-linguistischen Gutachtens zu beschlagnahmen, heißt es in dem Schreiben des Gerichts. In einer Expertise im Auftrag des Magazins "Stern" waren Fachleute 2013 zu dem Schluss gekommen, dass Zschäpe "mit hoher Wahrscheinlichkeit" Co-Autorin des NSU-Dokuments ist - was sie im Prozess weiter belasten würde. Das Papier zeugt von der rassistischen Ideologie des NSU.
Die Wissenschaftler hatten das Dokument auf sprachliche Auffälligkeiten hin untersucht und mit Briefen Zschäpes aus der Haft an den ebenfalls inhaftierten Neonazi Robin S. verglichen. Mehrere Nebenklage-Anwälte hatten daraufhin beantragt, ein linguistisches Gutachten als Beweismittel zuzulassen. Die Bundesanwaltschaft hatte nichts dagegen. Der rege Briefwechsel zwischen Zschäpe und S. war 2013 bekanntgeworden. Die Briefe der mutmaßlichen Neonazi-Terroristin hatten wegen ihres teilweise sehr intimen Inhalts Aufsehen erregt.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa