Ermittlungen gegen mutmaßliche NSU-Unterstützer Zschäpe soll Fluchthelferin gehabt haben
21.04.2013, 13:36 Uhr
Von den mutmaßlichen NSU-Mitgliedern lebt nur noch Beate Zschäpe.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am 4. November 2011 fliegt der rechtsextreme NSU auf. Die Terrorverdächtige Beate Zschäpe soll das Haus der Zelle angezündet, ihre Kleider gewechselt und danach geflüchtet sein. Nun schreibt das Magazin "Focus", dabei geholfen habe ihr möglicherweise Susann E.
Bei ihrer Flucht aus Zwickau am 4. November 2011 hatte die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe nach einem "Focus"-Bericht eine Helferin. Der Verdacht gegen die frühere Zschäpe-Vertraute Susann E. habe sich erhärtet, schreibt das Magazin unter Berufung auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Die 31-Jährige soll Zschäpe kurz nach der Brandstiftung im Haus der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund", kurz NSU, saubere Kleider übergeben haben.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die mutmaßliche Fluchthelferin laut "Focus" nun auch wegen des Verdachts der Strafvereitelung. Bisher hatte man ihr lediglich Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft wollte sich zu Einzelheiten unter Verweis auf laufende Ermittlungen nicht äußern. Sie bestätigte aber, dass bei einer von neun beschuldigten Personen Ermittlungen auch auf den Verdacht der Strafvereitelung ausgeweitet wurden. Neben Zschäpe müssen sich ab dem 6. Mai vier Angeklagte vor dem Oberlandesgericht München im Zusammenhang mit der NSU-Mordserie verantworten. Von den zehn Mordopfern der Terrorzelle waren acht türkischer und einer griechischer Herkunft, zudem starb eine deutsche Polizistin.
Innenminister fordert Zschäpe zur Aussage auf
Die Ermittler in Karlsruhe gehen davon aus, dass Zschäpe das Feuer in dem Haus gelegt hat und ihre mit einem Brandbeschleuniger verschmutzten Kleider wechselte. Wer ihr dabei half, stand lange Zeit nicht fest. Eine zentrale Rolle bei den Ermittlungen spielt nach Informationen des "Focus" eine braune Jacke, die Zschäpe bei ihrer Festnahme am 8. November 2011 trug. Der Bundesanwaltschaft liegen laut Magazin gesicherte Informationen vor, wonach Susann E. eine solche Allwetter-Jacke besaß. Die Frau habe sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.
Innenminister Hans-Peter Friedrich appellierte indes an die Hauptangeklagte Zschäpe, ihr Schweigen zu brechen und so zur Aufklärung der rechtsterroristischen Mordserie beizutragen. "Ich hoffe, dass Frau Zschäpe im Laufe des Prozesses zur Besinnung kommt und zur Aufklärung dieser schrecklichen Taten beiträgt", sagte der CSU-Politiker der "Bild am Sonntag". Oft sei es "im eigenen Interesse des Angeklagten, sein Schweigen aufzugeben". Zschäpes Anwälte hatten zuvor angekündigt, sie werde sich nicht in der Hauptverhandlung äußern.
Der NSU-Prozess werde einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung leisten: "Das Schwierige bei diesem Verfahren ist, dass zwei der mutmaßlichen Haupttäter tot sind. Trotzdem gehe ich davon aus, dass diese beispiellose Verbrechenserie vor Gericht umfassend aufgearbeitet wird und die Schuld der noch lebenden, mutmaßlichen Täter nachgewiesen werden kann, um sie gerecht zu bestrafen."
Zum NSU sollen neben Zschäpe auch Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gehört haben. Die beiden Männer waren am 4. November 2011 - dem Tag, an dem Zschäpe das Haus der Terrorzelle in Brand gesteckt haben soll - tot in einem Wohnmobil gefunden worden. Zuvor sollen sie eine Bank in Eisenach in Thüringen ausgeraubt haben. Als sie von der Polizei umstellt wurden, soll Mundlos seinen mutmaßlichen Komplizen erschossen, das Wohnmobil angezündet und dann sich selbst getötet haben.
Quelle: ntv.de, hah/dpa