Politik

Forensischer Gutachter Zschäpe wohl voll schuldfähig

Zschäpe im Urlaub 2004.

Zschäpe im Urlaub 2004.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auch wenn vielen die Taten des NSU rätselhaft erscheinen, sie wurden wohl nicht im Wahn verübt. Zu diesem Schluss kommt der forensische Psychiater, der Beate Zschäpe für den bevorstehenden Prozess begutachtet hat.

Die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe ist laut einem psychiatrischen Gutachten voll schuldfähig. Zu dieser Einschätzung komme Henning Saß vom Universitätsklinikum Aachen in seiner vom Oberlandesgericht München in Auftrag gegebenen Expertise, berichtete die "Bild"-Zeitung, der das "vorläufige forensisch-psychiatrisches und kriminalprognostische Sachverständigengutachten" nach eigenen Angaben vorliegt. Saß sieht demnach keine Anhaltspunkte für eine relevante psychische Störung Zschäpes. Die läge etwa bei einer schizophrenen Psychose, einer Neigung zu depressiven Verstimmungen oder einer Störung der Impulskontrolle vor.

Saß stützte sich den Angaben zufolge auf Ermittlungsunterlagen und Zeugenaussagen. Zschäpe selbst habe ein Gespräch mit dem Psychiater abgelehnt. Saß hat auch in anderen spektakulären Fällen, wie dem Mord an Rudolf Mooshammer oder dem Doppelmord von Krailling, die Täter untersucht.

In seinem 71 Seiten umfassenden Gutachten stützt sich der forensische Psychiater auf zahlreiche Zeugenaussagen zum Leben der heute 38-jährigen Zschäpe. Unter anderem geht er auf das schwierige Verhältnis zur Mutter ein, die Zschäpe schon kurz nach der Geburt zur Großmutter gab. Das Mutter-Tochter-Verhältnis sei heute zerrüttet, dazu hätten der Jobverlust der Mutter nach dem Ende der DDR und ihre Alkoholsucht beigetragen. Dennoch habe sie sich zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt, die die Auffassungen in ihrer rechtsextremen Clique geteilt habe.

Der Prozess um den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Zschäpe und vier weitere Angeklagte soll am Montag in München beginnen. Zschäpe werden Mittäterschaft bei zehn Morden, mehrfacher Mordversuch und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen. Laut "Bild" konnte Saß keine Hinweise darauf finden, dass Zschäpe Bedenken gegen die NSU-Morde hatte. Offen lasse er, ob Zschäpe als so gefährlich einzustufen sei, dass für sie eine Sicherungsverwahrung notwendig werde.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

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