Politik

Klimatagung in Bonn Zu langsam, zu substanzlos

Auf der UN-Klimatagung in Bonn haben die rund 2000 Teilnehmer aus 170 Ländern nur wenig greifbare Fortschritte auf dem Verhandlungsweg zu einem neuen globalen Klimapakt erzielt. Die Ergebnisse seien zwar "ermutigend", aber die Vorschläge müssten nun deutlich "zielgerichteter" sein, sagte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, zum Abschluss der zweiwöchigen Verhandlungen.

Ansonsten stünden die Chancen schlecht, bis Dezember 2009 in Kopenhagen das geplante neue Klima-Abkommen in der Nachfolge zum Kyoto-Protokoll zu erreichen, so de Boer. Die Zeit dränge nun, da nur noch eineinhalb Jahre übrig blieben. Vor allem die Industrieländer müssten sich deutlicher engagieren. Über konkrete Zahlen zur Verminderung von klimaschädlichen Treibhausgasen - einen der strittigsten Punkte - wurde in Bonn noch gar nicht gesprochen.

Keine Vorschläge zur Finanzierung von der EU

Internationale Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisierten ein zu "langsames Tempo" und zu wenig finanzielles Engagement der Industrieländer bei den Verhandlungen. Dies gefährde auch einen Abschluss in Kopenhagen. Als ein Rückschritt wurden von Umweltorganisationen auch Vorstöße einiger Länder gewertet, das im Kyoto-Protokoll verankerte Basisjahr 1990 für die Reduzierung von Treibhausgasen zu ändern. Es sei zudem enttäuschend, dass die Industrieländer und auch die EU keine konkreten Vorschläge zur Finanzierung vorgelegt hätten, sagte der Klimaexperte von Germanwatch, Christoph Bals.

Die Verhandlungen um neue Finanzinstrumente für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels insbesondere in ärmeren Ländern sowie für den Transfer und Einsatz von klimafreundlicher Technologie in Entwicklungs- und auch Schwellenländern wie Indien oder China seien einer der Schlüssel für ein neues Abkommen, betonte de Boer. Die Entwicklungs- und Schwellenländer hätten sich in Bonn sehr konstruktiv gezeigt. Positiv sei auch, dass Länder wie China und Mexiko eigene Vorschläge zu Finanzierungs- und Technologiefragen präsentiert hätten. Die Entwicklungs- und Schwellenländer seien aber für ein neues Klimaschutz-Abkommen mit eigenen Verpflichtungen nicht ins Boot zu holen, wenn seitens der Industrieländer nicht mehr Zusagen zu finanziellen Hilfen kämen.

Von Bonn über Accra nach Posen

Bei den Verhandlungsrunden geht es um die Umsetzung der Grundsatz-Beschlüsse der Weltklimakonferenz in Bali von Ende 2007. Innerhalb von zwei Jahren soll - als Nachfolgeabkommen für das dann auslaufende Kyoto-Protokoll - ein umfassendes Vertragswerk zum globalen Klimaschutz nach 2012 erarbeitet werden, bei dem erstmals auch Schwellenländer sowie Entwicklungsländer einbezogen werden sollen. Nach einer weiteren Verhandlungsrunde im August in Accra (Ghana) sollen auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz im Dezember in Posen (Polen) die Weichen für einen ausgedehnten Verhandlungsendspurt bis zum avisierten Abschluss im Dezember 2009 in Kopenhagen gestellt werden.

Quelle: ntv.de

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