Möllemann-Witwe kandidiert Zünglein an der Waage
23.09.2004, 16:12 UhrEigentlich wollte Carola Möllemann-Appelhoff mit der Parteipolitik und speziell mit der FDP nichts mehr am Hut haben. Zu tief saß der Stachel, den ihr die Umstände des Todes ihres Mannes Jürgen Möllemann im Frühjahr vergangenen Jahres ins Fleisch getrieben haben. Zu groß war die Enttäuschung über die FDP-Oberen um Parteichef Guido Westerwelle, denen sie indirekt sogar eine Mitschuld am Tod ihres Gatten gegeben hatte.
Doch auf kommunalpolitischer Ebene ist sie nach Monaten der Abstinenz zurückgekehrt. Mit der Kandidatur für das Oberbürgermeisteramt gelang der Mutter zweier erwachsener Töchter ein Paukenschlag. Wenige Tage vor der Abstimmung liegt ihr erklärtes Ziel nun in greifbarer Nähe: Sie will die absolute Mehrheit der CDU in Münster brechen.
Unermüdliche Kommunalpolitikerin
Möllemann-Appelhoff könnte beim Wahlausgang in Münster das Zünglein an der Waage spielen. Der Amtsinhaber Berthold Tillmann (CDU) ist zwar haushoher Favorit. Die FDP-Kandidatin könnte ihn jedoch in eine Stichwahl mit seinem ärgsten Widersacher Christoph Strässer (SPD) drängen. Im Parlament ist die CDU-Fraktion bislang mit einer 54-Prozent-Mehrheit ausgestattet. Möllemann-Appelhoff beeilt sich jedoch zu sagen: "Wir machen keine Koalitionsaussage."
In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Gymnasiallehrerin als FDP-Fraktionsvorsitzende unermüdlich durch die Untiefen des Lokalen gewühlt. Immer wieder gelang es ihr dabei auch, eigene Themen zu besetzen: die Förderung von Ganztagsgrundschulen etwa oder die Stärkung neuer kommunaler Finanzierungsmodelle wie Public Private Partnership. "Das ist unser Verdienst", sagt die 55-Jährige und prangert gleichzeitig die unter Tillmanns Führung sprunghaft gestiegene Pro-Kopf-Verschuldung in der Stadt an.
Schweigen über den Tod ihres Mannes
Über eine Thema will Carola Möllemann-Appelhoff im Wahlkampf jedoch nicht sprechen: Jürgen Möllemann. Zu den Umständen, die zum Tod ihres Mannes geführt haben könnten, schweigt die Politikerin beharrlich. Und an Veranstaltungen ihrer Partei auf Bundes- oder Landesebene nimmt sie weiterhin nicht teil. In ihrer Traueranzeige forderte sie damals Rechenschaft von denjenigen, "die auf niederträchtige Weise versucht haben, sowohl den Menschen Jürgen Möllemann wie auch sein politisches Lebenswerk zu zerstören". Verziehen hat sie ihnen noch nicht.
Quelle: ntv.de