Von der Straße ins Bordell Zwangsprostituierte immer jünger
10.01.2013, 17:37 UhrMenschenhandel gilt als weltweites Milliarden-Geschäft. Viele junge Zwangsprostituierte kommen aus Osteuropa, aber auch aus Deutschland. Laut Statistik werden sie immer jünger.
Die meist osteuropäischen Opfer von Menschenhandel und Zw angsprostitution in Deutschland werden nach Beobachtung des Bundeskriminalamtes immer jünger. Die Mehrzahl der 2011 bei Polizeikontrollen entdeckten 640 Frauen und Männer war jünger als 21 Jahre. 12 Prozent waren zwischen 14 und 17 Jahre alt und 13 Opfer sogar jünger als 14 Jahre, berichtete der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, in Berlin.
Viele der in Deutschland erfassten Opfer von Menschenhandel und Zwangsverschleppung stammen aus Rumänien und Bulgarien, einige auch aus der Türkei. Die "Klau- und Bettelkinder" sind nach Angaben Zierckes dabei noch nicht erfasst. Meist würden die Opfer unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Jedes fünfte Opfer war mit Gewalt zur Prostitution gezwungen worden. Ziercke und auch andere Experten sprachen zugleich von einer hohen Dunkelziffer.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef sowie Menschenrechtsorganisationen wie die Kinderschutzorganisation ECPAT forderten einen verbesserten Opferschutz und ein Verbot von Abschiebungen. Ohne die Aussagen der Betroffenen vor Gericht ließen sich die Hintermänner dieses weltweiten Milliarden-Geschäfts kaum verurteilen, sagte Unicef-Vorstandsmitglied Anne Lütkes.
"Menschenhandel ist ein weltweites Geschäft, in dem vor allem Frauen und Kinder ausgebeutet werden", sagte Lütkes. "Armut, zerrüttete Familien und Diskriminierung, unzureichende staatliche Strukturen und Korruption machten es kriminellen Banden leicht, neue Opfer als billige Arbeitskräfte oder für sexuelle Dienstleistungen zu finden." Lütkes verwies auf Schätzungen, wonach allein in Rumänien 80.000 Kinder und Jugendliche ohne Eltern aufwachsen.
In Deutschland wurden laut einem "Lagebild Menschenhandel" des Bundeskriminalamtes in 2011 insgesamt 482 Verfahren abgeschlossen. Selten kommen die Verfahren durch Anzeigen der Opfer in Gang. Bei Vernehmungen schweigen sie oft aus Scham oder Angst, weil sie sich bedroht fühlen. Vielfach würden Aussagen anschließend wieder zurückgezogen. Sprachprobleme stellten zudem eine weitere Hürde dar.
Quelle: ntv.de, dpa