Politik

18 Jahre nach rassistischem Mord Zwei Briten müssen büßen

Stephen Lawrence wurde vor 18 Jahren ermordet.

Stephen Lawrence wurde vor 18 Jahren ermordet.

(Foto: Reuters)

"Inkompetenz" und "institutioneller Rassismus" verhindern 18 Jahre lang, dass britische Rassisten für einen Mord an einem jungen Jamaikaner in London zur Verantwortung gezogen werden. Doch die Eltern der ermordeten 18-Jährigen geben keine Ruhe und erreichen eine Neuauflage des Prozesses. Erst jetzt können die Mörder durch forensische Beweise überführt werden.

Gary Dobson wird seines Lebens nicht mehr froh werden.

Gary Dobson wird seines Lebens nicht mehr froh werden.

(Foto: dpa)

Mehr als 18 Jahre nach der Ermordung eines schwarzen Jugendlichen durch eine weiße Jugendgang in London hat ein Geschworenengericht zwei Männer schuldig gesprochen. Die Jury fällte ihre Entscheidung nach einem sechswöchigen Prozesses auf der Grundlage neuer forensischer Beweise. Das Strafmaß gegen den 36-jährigen Gary Dobson und den ein Jahr jüngeren David Norris soll am Mittwoch verkündet werden. Ihnen droht lebenslange Haft.

Die Angeklagten stritten eine Beteiligung an der Ermordung des 18-jährigen Stephen Lawrence im April 1993 weiter ab. "Ihr habt einen Unschuldigen verurteilt, ich hoffe, ihr könnt mit euch selbst leben", schrie Dobson, als er abgeführt wurde. Die Eltern des Mordopfers, die sich seit Jahren für die Aufklärung des Falls und die Verfolgung der Täter eingesetzt hatten, zeigten sich erleichtert über die Entscheidung des Gerichts.

Auch David Norris droht eine lebenslange Haft.

Auch David Norris droht eine lebenslange Haft.

(Foto: dpa)

Vater Neville ließ erklären, er sei "voller Freude und Erleichterung". Zugleich erklärte er, er könne erst schlafen, wenn auch die anderen Angreifer vor Gericht gestellt worden seien. Mutter Doreen warf ihrerseits der Polizei Versagen vor. "Hätte die Polizei ihre Arbeit richtig gemacht, hätte ich die vergangenen 18 Jahre um meinen Sohn getrauert, anstatt dafür zu kämpfen, seine Mörder vor Gericht zu bringen", sagte sie vor dem Gerichtsgebäude.

Jamaikaner als "Nigger" beschimpft

Lawrence war im April 1993 mit einem Freund, Duwayne Brooks, an einer Bushaltestelle im Londoner Stadtteil Eltham von einer fünf- oder sechsköpfigen Jugendgang überfallen worden. Laut der Staatsanwaltschaft beschimpften die Bandenmitglieder den Sohn jamaikanischer Einwanderer als "Nigger". Während es dem Freund wegzulaufen gelang, wurde Lawrence von der Gang umzingelt und brutal niedergestochen.

"Inkompetenz und institutioneller Rassismus"

Doreen Lawrence kann jetzt endlich um ihren Sohn trauern.

Doreen Lawrence kann jetzt endlich um ihren Sohn trauern.

(Foto: AP)

Für zusätzliche Empörung sorgte der Umgang mit dem Fall. Wegen der schleppenden Ermittlungen wurde eine Untersuchung der Polizei- und Justizarbeit eingeleitet. Ein im Jahr 1999 veröffentlichter Bericht kam zu dem Schluss, dass die Polizei die Ermittlungen durch "eine Kombination aus professioneller Inkompetenz und institutionellem Rassismus" behindert habe. Der Bericht führte zu einer umfassenden Reform des Polizei- und Justizwesens.

Die Eltern von Lawrence hatten bereits im Jahr 1996 einen Prozess gegen Dobson und zwei andere Verdächtige angestrengt, doch endete der Fall bald mangels Beweisen mit einem Freispruch des Trios. Erst nach dem Fund von Haut und Haaren an der Kleidung der Verdächtigen sowie einer Änderung des Gesetzes, die es beim Fund neuer Beweise erlaubt, jemanden ein zweites Mal wegen desselben Falls vor Gericht zu stellen, wurde der Mordfall im November 2011 wieder aufgerollt.

Quelle: ntv.de, dpa

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