Koran-Verbrennung Zwei US-Bürger in Kabul getötet
25.02.2012, 14:40 Uhr
Proteste wie hier in Muhammad Agha gibt es im ganzen Land. Der Volkszorn richtet sich gegen westliche Organisationen.
(Foto: AP)
Im Kabuler Innenministerium werden zwei Angehörige des US-Militärs erschossen. Laut Fernsehberichten ging den Schüssen ein "Wortwechsel" voraus. Auch am fünften Tag nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten gehen die blutigen Proteste im ganzen Land weiter.
Bei einer Schießerei im afghanischen Innenministerium in Kabul sind nach NATO-Angaben zwei Angehörige des Militärbündnisses getötet worden. Nach ersten Erkenntnissen habe der Angreifer seine Waffe gegen Angehörige der Afghanistan-Truppe ISAF gerichtet und zwei von ihnen getötet, erklärte die NATO. Laut afghanischen Regierungsangaben handelt es sich bei den Opfern um zwei US-Berater.
Laut Fernsehberichten soll den Schüssen ein "Wortwechsel" vorausgegangen sein. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Das Ministerium sei abgeriegelt worden. Niemand dürfe das Gebäude verlassen oder eintreten.
Proteste gegen Koran-Verbrennungen
Auch am fünften Tag nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten gingen die blutigen Proteste im ganzen Land weiter. Mindestens drei Menschen starben bei landesweiten Aufständen, mehrere wurden verletzt. In Kundus versuchte ein Mob, das Büro der Vereinten Nationen und das Polizeihauptquartier zu stürmen, wie der Vizepolizeichef der Provinz Kundus, Gulam Mohammad Farhad mitteilte. Mindestens zwei Demonstranten seien bei den Zusammenstößen mit der Polizei in Kundus getötet worden, sechs weitere wurden verletzt. Auch drei Polizisten erlitten Verletzungen, sagte Farhad.
Auf einer Militärbasis im Nordwesten des Landes starben sechs afghanische Soldaten beim Versuch, eine Bombe zu entschärfen. 14 weitere wurden bei der Explosion verletzt, wie der Gouverneur der Provinz Badghis mitteilte.
Die Koran-Proteste gingen auch in anderen Teilen des Landes weiter: In der ostafghanischen Provinz Logar südlich von Kabul starb Medienberichten zufolge mindestens ein Demonstrant bei Zusammenstößen mit der Polizei.
In der östlichen Provinz Laghman versuchten Demonstranten, das Büro des Gouverneurs zu stürmen. "Sie warfen Steine auf die Polizei und das Büro des Gouverneurs", sagte ein Sprecher. "Dann wurden es gewalttätig, und wir versuchten, die Situation unter Kontrolle zu bringen." Zwei Menschen wurden durch Schüsse verletzt, acht weitere durch Steinwürfe.
Seit Dienstag sind tausende Menschen in Afghanistan auf die Straße gegangen, um gegen die Verbrennung von Koran-Exemplaren auf der US-Basis Bagram zu protestieren. Mindestens 29 Menschen, darunter zwei US-Soldaten, wurden seither getötet. Die USA hatten die Koranverbrennung als Versehen bezeichnet, und Präsident Barack Obama hatte sich entschuldigt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP