Bürgerkrieg in der Zentralafrikanische Republik Zwei französische Soldaten getötet
10.12.2013, 18:23 Uhr
Christen fordern den Rücktritt Djotodias
(Foto: AP)
Der Konflikt zwischen Rebellen und organisierten Anhängern der gestürzten Regierung in der Zentralafrikanischen Republik fordert immer mehr Opfer. Innerhalb weniger Tage kamen 400 Menschen ums Leben. Dem Konflikt fielen nun zwei französische Soldaten zum Opfer.
Bei einem nächtlichen Einsatz gegen die sogenannten Séléka-Rebellen in der zentralafrikanischen Stadt Bangui sind zwei Soldaten gefallen. Das teilte das französische Präsidialamt mit. Die Fallschirmjäger sind die ersten Opfer in den Reihen der ausländischen Truppen, die seit kurzem in der Zentralafrikanischen Republik stationiert sind. Frankreichs Präsident Hollande kündigte an, noch am Abend in das Land zu reisen uns sprach den Angehörigen der Verstorbenen sein Beileid aus. Erst einen Tag zuvor hatten die französischen Soldaten mit der Entwaffnung der Aufständischen begonnen.
Zuletzt waren in einem Massaker in Bangui mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen. Christliche Milizen hätten die Stadt angegriffen und gezielt Jagd auf Muslime gemacht. Kämpfer der Rebellenbewegung Séléka hätten die Angreifer zurückgeschlagen. Das Rote Kreuz sprach von einer unübersichtlichen und gefährlichen Situation vor Ort.
Einsatz mit UN-Mandat
Angesichts eskalierender Gewalt hatte die französische Regierung sowie die Afrikanische Union im November für eine Verstärkung der Truppenpräsenz vor Ort plädiert. Der Ausweitung des französischen Militäreinsatzes erteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Frankreich am 5. Dezember ein "robustes Mandat". Es gilt vorerst für einen Zeitraum von 6 Monaten und erlaubt den UN-Soldaten den Einsatz von Waffen zur Selbstverteidigung, zur Verteidigung der Mission und von Zivilisten.
Insgesamt rund 1600 französische und 3600 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) sollen zur Befriedung des Krisenstaates beitragen. Die EU will der Zivilbevölkerung Hilfsgüter zukommen lassen. Deutschland bot der ehemaligen Kolonialmacht im Land an, den Einsatz mit Transportflugzeugen zu unterstützen. Auch die USA wollen Truppen von Burundi nach Zentralafrika verlegen.
Rebellenführer hat die Kontrolle verloren
Der Konflikt zwischen Séléka-Rebellen und Bozizés-Anhängern eskaliert mit dem Sturz des Präsidenten im März dieses Jahres. Die Koalition aus verschiedensten Rebellenarmeen hatte sich in gemeinsamer Feindschaft zum ehemaligen Präsidenten Bozizés zusammengeschlossen. Rebellenführer Michel Djotodia ließ sich im August zu seinem Nachfolger küren. Obwohl er die Allianz der Rebellengruppe im September auflöste, gingen die Kämpfe weiter. Djotodia räumte vor kurzem ein, die Allianz habe sich verselbstständigt und würde ihm nicht mehr gehorchen. Parallel zu dem politischen Gegensatz verläuft ein religiöser: Die Séléka-Rebellen sind vornehmlich muslimisch, die Regierungstruppen mehrheitlich christlich.
Doch auch die regierungstreuen Gruppen sind seit langem mehr als eine bloße Bürgerwehr aus Regimeanhängern. Die bewaffneten christliche Milizen, genannt „Anti-Balaka“ (Gegen die Macheten) greifen gezielt Muslime an. Der Konflikt, der 2006 im Norden des Landes in Form kämpferischer Auseinandersetzungen ausbrach, zieht immer weitere Kreise im Land. Es kommt zu Gewalt und Gegengewalt, Religionszugehörigkeit spielt plötzlich überall eine Rolle, berichten lokale Zivilgesellschafter. Einige dieser Milizen haben sich mit Unterstützern Bozizés in der Afrikanischen Allianz der Anti-Dschihadisten (AAAJ) vereinigt.
Fast eine halbe Millionen Menschen auf der Flucht
Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind seit März fast 480.000 Menschen aus ihren Heimatdörfern vertrieben und zu Binnenflüchtlingen geworden. Allein in Bangui sollen fast 50.000 Menschen Zuflucht gesucht haben.
Frankreichs Truppen würden so lange bleiben, wie es für die Mission in der vom Bürgerkrieg bedrohten ehemaligen Kolonie notwendig sei, sagte Präsident Hollande.
Quelle: ntv.de, apo/AFP