Geißler: "Eher in die FDP" Zweite Chance für Merz
07.02.2007, 07:01 UhrDer frühere Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) stößt mit seiner Rückzugsankündigung bei Parteifreunden auf Verständnis, aber auch auf Kritik. Der CSU-Mittelstandspolitiker Michelbach zum Beispiel kann diesen Schritt zwar nachvollziehen. Er erklärt aber in einem Interview: "Resignation ist der schlechteste Weg." Der CDU-Abgeordnete Steffen Kampeter fügte im "Münchner Merkur" auch mit Blick auf Frustrationsäußerungen von Vizefraktionschef Wolfgang Bosbach hinzu: "Jeder muss begreifen, dass Politik keine Selbsterfahrungsgruppe ist."
Bosbach selbst erklärte in der Münchner "Abendzeitung", die Gesundheitsreform sei für ihn "noch das kleinste Problem". "Ich weiß, man muss auch mal die Faust in der Tasche ballen und Kompromisse schließen. Aber wenn man die Faust überhaupt nicht mehr aus der Tasche bekommt, dann wird's schwierig."
Arbeit statt Nabelschau
Kampeter entgegnete: "Statt mit uns selbst müssen wir uns mit den politischen Aufgaben beschäftigen." Und weiter: "Persönliche Befindlichkeiten über Interviews mitzuteilen, ist mir ein zu postmodernes Politikverständnis."
Der Chef des Parlamentskreises Mittelstand der Union, Michael Fuchs (CDU), mahnte seine Fraktion in der "Berliner Zeitung", darauf zu achten, dass sie sich mit dem Rückzug von Merz nicht komplett aus dem Bereich der Wirtschaftspolitik verabschiedet. Zugleich räumte er ein, dass Merz zuletzt keine aktive Rolle mehr gespielt habe.
Neues Betätigungsfeld in der FDP
Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler befand in der "Aachener Zeitung", dass Merz mit seinen marktradikalen Vorstellungen "eher in die Mitte der FDP" passe. Weil die Parteiführung der Liberalen besonders die finanzpolitischen Vorstellungen von Merz teilt, glauben Beobachter, Merz wäre in der FDP auch als Verstärkung willkommen. Die Parteiführung der Liberalen hat besonders in der Regierungszeit von Rot-Grün die gute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Fraktionschef der Union gelobt.
Rückzug beschlossen
Merz will sich auch aus Protest gegen den Kurs der großen Koalition und seiner Partei in Nordrhein-Westfalen aus der Politik zurückziehen. Er hatte am Montag mitgeteilt, dass er bei der Bundestagswahl 2009 aus beruflichen Gründen nicht mehr für das Parlament kandidieren wolle. Bosbach hatte gesagt: "Die Gedanken, die Friedrich Merz bewogen haben, habe ich auch. Noch komme ich zu einer anderen Konsequenz."
Quelle: ntv.de