Ein Jahr nach Kriegsbeginn ai will Libanon-Untersuchung
12.07.2007, 13:20 UhrDie Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat die UN aufgerufen, mutmaßliche Kriegsverbrechen Israels und der radikal-islamischen Hisbollah während des Krieges im Libanon zu untersuchen. In dem Konflikt, der vor einem Jahr begonnen hatte, seien mehr als 1.000 Zivilisten getötet worden, hieß es in einer Erklärung der Organisation.
"Das totale Fehlen des politischen Willens, jene zur Rechenschaft zu ziehen, die für die wahllose Tötung von Zivilisten verantwortlich sind, ... ist sowohl ein schwerer Verrat an den Opfern als auch ein Muster für weiteres Blutvergießen von Zivilisten ohne Strafe", erklärte Malcolm Smart, AI-Direktor für den Nahen Osten.
Die israelische Armee habe im Süden des Libanons Wohngebiete bombardiert, beklagte Amnesty International. Zudem seien noch nach der Vereinbarung eines Waffenstillstandes bis zu dessen Inkrafttreten 72 Stunden später unzählige Menschen durch israelische Streubomben getötet worden. Die Hisbollah habe während des Krieges nahezu 4.000 Raketen auf israelische Städte abgefeuert. Die Organisation rief den UN-Sicherheitsrat auf, ein Waffenembargo gegen Israel und die Hisbollah zu verhängen. Israel hatte im vergangenen Sommer einen Krieg begonnen, der 33 Tage andauerte.
Am Jahrestag des Beginns des Libanonkriegs hat die libanesische Armee eine große Offensive gegen die islamistischen Kämpfer in dem palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared begonnen. Ein Armeesprecher sprach von einer "Entscheidungsschlacht". Nach Angaben örtlicher Krankenhäuser wurden mindestens zwei Soldaten getötet.
Die Truppen griffen das Lager nach Angaben von Augenzeugen von mehreren Seiten gleichzeitig an. Panzer rückten auf die nördliche Zufahrt zu. Dutzende Granaten gingen im Minutentakt auf das Lager nieder, hieß es. Am Vortag hatten Dutzende von Palästinensern das Lager im Norden des Libanons verlassen.
Am Vorabend des ersten Jahrestages des Beginns des Krieges zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz hatte Ministerpräsident Fuad Siniora seine politischen Gegner zu Dialog und Versöhnung aufgerufen. Siniora hatte am Mittwoch zudem die Armee aufgerufen, die "Verbrecherbande" Fatah al-Islam zu stoppen. Militärkreise widersprachen jedoch der Annahme, der Beschuss sei der Auftakt der angekündigten Schlussoffensive gegen die radikal-islamische Fatah al-Islam. Es sei ein normaler Einsatz und die Reaktion auf Schüsse von Scharfschützen, die in der Nacht zwei Soldaten getötet hätten.
Die Armee geht seit nahezu acht Wochen gegen die Fatah al-Islam vor, die das Lager in der Nähe von Tripoli beherrscht. Bei den Kämpfen kamen mehr als 200 Menschen ums Leben. Die Regierung wirft der Miliz vor, ein Werkzeug Syriens zu sein, was die Führung in Damaskus und die Gruppe bestreiten. Die Fatah al-Islam hat zudem Vorwürfe zurückgewiesen, organisatorische Verbindungen zur Al-Kaida zu haben. Sie stehe der Extremisten-Gruppe aber inhaltlich nah.
Quelle: ntv.de