Deutsche fordern Partei-Ausschluss Edathy erhält Morddrohungen
23.02.2014, 10:53 Uhr
Wo genau sich Sebastian Edathy derzeit aufhält, ist ungewiss.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kaum etwas kann für einen Menschen vernichtender sein als der Vorwurf der Kinderpornografie. Dies erfährt nun auch der SPD-Politiker Edathy. Sein Ruf ist ruiniert, und mehr noch: Offenbar wird er massiv bedroht.
Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy hat nach eigenen Angaben etliche Morddrohungen erhalten. Das teilte der Sozialdemokrat dem "Spiegel" mit. Die Drohungen seien telefonisch erfolgt. Er könne weder nach Niedersachsen noch nach Berlin zurückkehren, erklärte er. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt wegen Verdachts auf Besitz von kinderpornographischem Material gegen Edathy. Laut Edathy waren die Bilder und Filme allerdings legal.
Zugleich widersprach Edathy Vermutungen, dass er über den Inhalt eines vertraulichen Briefs der Staatsanwaltschaft an den Bundestag vorab informiert gewesen sein könnte, in dem es um das Ende seiner Immunität ging. Noch am Tag, an dem der Brief abgeschickt wurde, hatte er vor einem Berliner Notar seinen Verzicht auf das Bundestagsmandat erklärt. Sein Notartermin sei schon anberaumt gewesen, bevor die Staatsanwaltschaft den Brief verschickt habe. Die zeitliche Nähe sei "reiner Zufall".
Keine Angaben zu Dienst-Laptops
"Die Behauptung, ich hätte Kenntnis gehabt von dem Schreiben der Staatsanwaltschaft zur Aufhebung meiner Immunität und wäre deshalb schnell zum Notar gelaufen, ist evidenter Unfug", sagte Edathy dem "Spiegel". Vielmehr sei der Notartermin schon vorher anberaumt gewesen. Nicht äußern wollte sich der SPD-Politiker laut "Spiegel" zum Verschwinden seines Dienst-Laptops, auf dem Ermittler Spuren kinderpornographischen Materials vermuten.
Die Mehrheit der wahlberechtigten Deutschen unterstützt einem Zeitungsbericht zufolge indes einen Ausschluss Edathys aus der SPD. Nach der Umfrage des Instituts Emnid für die "Bild am Sonntag" sind 60 Prozent der Bundesbürger und 65 Prozent der SPD-Anhänger dafür, den stehenden Politiker auszuschließen. 20 Prozent der Wähler und 22 Prozent der SPD-Wähler sind dagegen.
Der Bundesvorstand der SPD hatte am Montag in Berlin einstimmig beschlossen, Edathys Mitgliedsrechte ruhen zu lassen. Dem könnte sich ein formales Verfahren anschließen, an dessen Ende Edathys Parteiausschluss steht. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sich zuvor deutlich von Edathy distanziert.
Quelle: ntv.de, apo/AFP/dpa