Politik

Friedensverhandlungen in Kairo Feuerpause im Gazastreifen beginnt

Vor allem die Palästinenser sollen während der Waffenruhe Tote bergen und Verletzte versorgen können.

Vor allem die Palästinenser sollen während der Waffenruhe Tote bergen und Verletzte versorgen können.

(Foto: AP)

Es ist ein kleines Zeichen der Hoffnung: 72 Stunden lang sollen im Gazastreifen und in Israel die Waffen ruhen. Gleichzeitig sind in Kairo Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende der Kämpfe geplant.

Im Gaza-Konflikt hat eine dreitägige humanitäre Waffenruhe begonnen. Sie sollte ab 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) für 72 Stunden gelten. Die Feuerpause soll die Bergung von Toten und die Versorgung von Verletzten ermöglichen. Unter UN-Vermittlung hatten Israel, die Hamas und andere Gruppen militanter Palästinenser zudem sofortigen Verhandlungen in Ägypten um eine dauerhafte Waffenruhe zugestimmt. Delegationen beider Seiten sollten noch am Freitag nach Kairo reisen.

Israelis und Palästinenser sicherten dem UN-Sondervermittler Robert Serry demnach zu, sich an die "bedingungslose humanitäre Waffenruhe" halten zu wollen. Sie solle den Menschen "eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt" bringen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister Kerry.

Kerry und das Weiße Haus riefen zudem zu engagierten Verhandlungen in Kairo auf. "Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren", sagte der US-Außenminister in Neu Delhi. Dies sei eine Atempause, nicht das Ende des Konflikts. Kerry fügte hinzu, beide Seiten blieben während der Waffenruhe in ihren Stellungen. Der Zeitraum der Feuerpause kann verlängert werden. Mehrere Versuche einer Waffenruhe in dem seit dreieinhalb Wochen dauernden blutigen Konflikt sind allerdings bereits gescheitert.

Tunnel weiter im Visier

Israel bestätigte die Feuerpause. Trotzdem solle die israelische Armee weiter Tunnel der Hamas zerstören, hieß es. Insgesamt seien etwa 80 Prozent der von Israel entdeckten "Terror-Tunnel" zerstört worden, berichtete der israelische Rundfunk. Weiteres Ziel der israelischen Offensive war es, den dauernden Raketenbeschuss von Israels Ortschaften zu unterbinden.

Kurz vor Beginn der Waffenruhe hatten militante Palästinenser noch Raketen auf israelische Ortschaften abgeschossen. Bei israelischen Angriffen in den Orten Chan Junis und Bani Suhaila im Gazastreifen kamen nach Angaben der örtlichen Rettungsbehörden mehr als ein Dutzend Palästinenser ums Leben. Bei weiteren Kämpfen starben fünf israelische Soldaten.

Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Palästinenser ist inzwischen mit mehr als 1460 höher als bei der letzten Bodenoffensive 2009. Die Mehrzahl der Toten sind Zivilisten. Nach israelischen Angaben sind unter den Opfern aber auch mehrere Hundert militante Kämpfer. Etwa 8400 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. Zudem wurden 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten bei den Kampfhandlungen getötet. Mehrere hundert Menschen wurden auf israelischer Seite verletzt.

Kritik an Angriff auf Schule

Zuletzt hatte es international Bemühungen um ein Ende der Kampfhandlungen gegeben. Auch die Kritik der USA am israelischen Vorgehen in Gaza war zusehends schärfer geworden. Der jüngste Beschuss einer UN-Schule, in der unschuldige Zivilisten Zuflucht gefunden hätten, sei "völlig unakzeptabel", sagte Regierungssprecher Josh Earnest am Donnerstag im Weißen Haus. Die USA betonen jedoch zugleich, Israel habe das Recht zur Selbstverteidigung. Kein Land müsse es hinnehmen, dass es mit Raketen beschossen werde.

Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos und der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, hatten dem Weltsicherheitsrat zuvor über die katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet berichtet. Krähenbühl, der per Telefon aus Gaza zugeschaltet war, beschrieb das Leid aus eigener Anschauung: "Ich sah grauenhafte Wunden in der Kinderabteilung eines Krankenhauses. Das sind die inakzeptablen Folgen eines Konflikts, der sofort gestoppt werden muss."

Die Menschen in Gaza fühlen sich nach den Worten von Krähenbühl verlassen. "220.000 Menschen sind unter unserem Schutz, und es werden jeden Tag mehr. Es sind jetzt schon viermal so viel wie während der Kämpfe 2008 und 2009." Er bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen der Hamas gefunden worden seien. "Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen."

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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