Politik

Beihilfe zu 300.000 Morden Staatsanwalt klagt Auschwitz-Helfer an

Das mit einer Lüge überschriebene Eingangstor zum Vernichtungslager Auschwitz.

Das mit einer Lüge überschriebene Eingangstor zum Vernichtungslager Auschwitz.

(Foto: AP)

Er ist 93 Jahre alt und soll in Auschwitz dabei geholfen haben, Hunderttausende Menschen zu ermorden. 70 Jahre später erhebt die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen den Mann, der das Geld der Häftlinge zählte.

Wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen hat die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen einen heute 93-jährigen ehemaligen Freiwilligen der Waffen-SS erhoben. Er soll zwischen Mai und Juli 1944 im NS-Konzentrationslager Auschwitz geholfen haben, das auf den Bahnrampen in Birkenau zurückgelassene Gepäck von Häftlingen wegzuschaffen.

Damit sollten demnach die Spuren der Massentötung von KZ-Insassen für nachfolgende Häftlinge verwischt werden. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens muss nun das Landgericht Lüneburg entscheiden.

Laut Staatsanwaltschaft soll es vor allem die Aufgabe des Angeschuldigten gewesen sein, die aus dem Gepäck der KZ-Insassen entnommenen Banknoten zu zählen und an das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS in Berlin weiterzuleiten.

Nach Ankunft Mord

Dem Beschuldigten sei bewusst gewesen, dass die im Rahmen der Selektion als nicht arbeitsfähig eingestuften, überwiegend jüdischen Häftlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurden. Durch seine Tätigkeit habe er dem NS-Regime wirtschaftliche Vorteile verschafft und das "systematische Tötungsgeschehen" unterstützt.

Frühere Ermittlungen gegen den heute 93-Jährigen aus Niedersachsen wegen Beteiligung an NS-Verbrechen hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main 1985 wegen fehlender Beweise eingestellt.

Das nunmehr von der Staatsanwaltschaft Hannover geführte Ermittlungsverfahren beruhte auf Vorermittlungen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Diese Vorermittlungen hatten am 19. Februar dieses Jahres zu bundesweiten Durchsuchungen von Wohnungen ehemaliger SS-Angehöriger geführt.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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