Michail Saakaschwili Anwalt, Öl-Lobbyist, Präsident
09.08.2008, 16:09 UhrDer georgische Politiker Michail Saakaschwili hat nie davor zurückgeschreckt, sich mit dem großen Nachbarn Russland anzulegen. Mit Unterstützung der USA will er die frühere Sowjetrepublik Georgien in EU und NATO führen. Dabei stößt er immer wieder auf den Widerstand des großen Nachbarn. Die Georgier aber schätzen den Juristen trotz aller Kritik als Mann von Welt, der für eine prowestliche Politik steht.
Saakaschwili wuchs in der Sowjetunion auf und wurde in den USA ausgebildet. Politologen sehen in einer Anhäufung von Machtbefugnissen für den Politiker in den vergangenen Jahren zunehmend autoritäre Tendenzen in der Schwarzmeerrepublik.
Kritiker bezeichnen den großgewachsenen Mann als "machtbewussten Demagogen". Zugleich attestieren sie ihm eine überdurchschnittliche Intelligenz. Neben seinem Studium in den USA arbeitete er in einer großen Anwaltskanzlei in New York und war später auch Lobbyist der Ölbranche. Saakaschwilis Landsleute halten dem Vater zweier Söhne zugute, dass er im Gegensatz zu anderen Georgiern in seine Heimat zurückkehrte, um das in vielen Bereichen rückständige Land zu erneuern.
Seine Wähler trauen ihm die Einigung des Landes zu. Trotz seines oft scharfzüngigen Auftretens und seines populistischen Politikstils wird Saakaschwili von vielen geachtet. Der Ehemann einer Niederländerin hat bei seinem Studium und anderen Aufenthalten im Ausland gelernt, sich auch fließend auf Englisch und Französisch auszudrücken.
Symbolhaft trägt er meist ein weißes Hemd und rote Krawatte unter dem dunklen Anzug - in Anlehnung an die weiße georgische Flagge mit roten Kreuzen. Wie in dem gegenwärtigen Militärkonflikt lässt er sich gern vor der gelb-blauen Sternenflagge des Europarates abbilden, um seine "demokratischen Absichten" zu unterstreichen. Weltweit bekannt wurde der von seinen Anhängern Mischa genannte Politiker 2003 als Held der sogenannten Rosenrevolution. Damals zwang er Präsident Eduard Schewardnadse, seinen politischen Ziehvater, zum Rücktritt.
Als er aber Anfang November 2007 Polizeigewalt mit Knüppeln, Gummigeschossen und Tränengas gegen Regierungskritiker zuließ, wandten sich auch im Westen viele seiner Anhänger und Verbündeten enttäuscht von ihm ab. Vor allem wegen des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte konnte Saakaschwili seine 96 Prozent Stimmenanteil von 2004 bei einer wegen Wahlbetrug umstrittenen Wiederwahl im Januar 2008 nicht verteidigen.
Der charismatische Saakaschwili unterstreicht immer wieder seinen erfolgreichen Kampf gegen Korruption und Kriminalität, warnt vor den politischen "Wölfen im Schafspelz", weicht aber Fragen nach der andauernd großen Armut in seinem Land aus. Die nun von russischen Bombern verursachten Zerstörungen verschärfen das Problem.
Quelle: ntv.de, Ulf Mauder, dpa