Dossier

Landes-SPD Beck genießt Heimspiel

Auch mehr als 100 Zuhörer können mucksmäuschenstill werden. Zum Beispiel, wenn SPD-Chef Kurt Beck zugibt: "Wenn man monatelang unter Feuer stand (...), dann hat das auch Wirkung auf die Stimmung." Umfragetief und Personaldebatte: Ehrlich und offen, aber auch kämpferisch und angriffslustig gibt sich Beck in der öffentlichen Sitzung des rheinland-pfälzischen SPD-Landesparteirats am Freitagabend in Mainz.

Ein willkommenes Heimspiel, ein positiver Stimmungstest: Der Meister der Bürgernähe im eigenen Bundesland streichelt die Seele seiner Partei und erhält dafür wohlwollenden Applaus. Zur Einstimmung auf die Kommunal-, die Bundestags- und die Europawahl 2009 in Rheinland-Pfalz nimmt Beck im hochherrschaftlichen Spiegelsaal des Mainzer Schlosses eine ausführliche Standortbestimmung der SPD vor. Wiederholt wendet er sich an einzelne Zuhörer und redet sie alle mit ihrem Vornamen an.

Kritik wird nicht laut

Kritik wird anschließend nicht laut. Nur zwei Zuhörer melden sich zu Wort. Einer von ihnen, Theo Tekaat vom Ortsverein Mainz-Neustadt, regt immerhin an, über einen Sonderparteitag zu dem von Beck vorgelegten Kompromiss zur umstrittenen Bahnreform nachzudenken.

Im weißen Hemd und ohne Jackett hat der Ministerpräsident zuvor auf die positive Veränderung der Umfrageergebnisse in Rheinland-Pfalz in den Jahren vor der Landtagswahl 2006 hingewiesen. Während die CDU demnach seinerzeit mehr und mehr Federn lassen musste, stieg der Stern der SPD immer höher - bei der Wahl gab es für die Sozialdemokraten dann erstmals die absolute Mehrheit. "Ich sage das nur, damit wir uns von diesem Krempel nicht verrückt machen lassen", mahnt Beck mit Blick auf derzeitige Umfrage-Enttäuschungen.

Sein Führungsstil solle "kommunikations- und diskussionsfreudig" sein, versichert Beck, der seit zwei Jahren Bundesvorsitzender der SPD ist. Wenn indessen eine parteiinterne Debatte abgeschlossen sei, müsse das Ergebnis auch akzeptiert werden, mahnt er. Applaus.

FDP mit keinem Wort erwähnt

Dafür, dass der 59-jährige Pfälzer die Union wiederholt als "unseren Hauptgegner" bezeichnet, polemisiert er erstaunlich lange gegen die neue Konkurrenz der Linken. Beck bekräftigt, dass die SPD mit "dieser Gruppierung" in den kommenden Jahren mit Sicherheit nicht auf Bundesebene zusammenarbeiten könne. Denn mit ihren außenpolitischen Vorstellungen würde die Linke "uns ins Abseits manövrieren", sagt Beck.

Auch bei der Abgrenzung von der Union ist Beck nicht zimperlich. CSU-Chef Erwin Huber und den bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) beispielsweise nennt er ein "Duo Infernale, das da in Bayern unterwegs ist". Kein gutes Haar lässt Beck auch an der neuen schwarz-grünen Koalition in Hamburg. Die CDU sei dort bei ihren politischen Partnern radikal umgeschwenkt und die Grünen hätten ihre eigene Kernprogrammatik verraten. Nur die FDP - das fällt auf - erwähnt der SPD-Chef mit keinem Wort.

Von Jens Albes, dpa

Quelle: ntv.de

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